Zwei Hauptspiegel von jeweils 8,4 Metern Durchmesser, die in derselben riesigen Montierung sitzen und genau parallel schauen: Das »Large Binocular Telescope« (LBT) auf dem Mt. Graham in Arizona ist in seiner Konstruktion weltweit einmalig. Der erste Spiegel des internationalen Projekts (an dem auch Deutschland beteiligt ist) war 2003 installiert worden, der zweite 2005, und im Oktober 2005 bzw. November 2007 hatten diese ihr First Light. Als Detektoren dienen dabei zwei identische italienische Kameras mit 36 Megapixeln, die »Large Binocular Cameras«. Der nächste Meilenstein ist nun Mitte Januar erreicht worden: Erstmals wurde mit beiden Spiegeln und Kameras gleichzeitig belichtet. Da sich die Bilder aufaddieren lassen, könnte man auch sagen, dass hier mit einem Teleskop und einem äquivalenten Hauptspiegeldurchmesser von 11,8 Metern belichtet wurde, was das derzeit größte der Welt ergäbe – unter Sternfreunden wird diskutiert, ob das eine seriöse Rechnung ist. Doch die Lichtsammelleistung allein ist es gar nicht, die das Design des LBT bestimmte: Künftige Instrumente werden nämlich in der Lage sein, das Licht der beiden Spiegel wellengenau zusammen zu führen. Dank Fizeau-Interferometrie entsteht dann ein Teleskop, das in einer Achse einen Durchmesser von 22,8 Metern und eine entsprechend hohe Winkelauflösung hat und dessen Öffnung zugleich gut mit Glas »gefüllt« ist, weil die beiden großen Spiegel dicht nebeneinander stehen. Dies unterscheidet das LBT von allen optischen Interferometern rund um die Welt, wo die Basislinien zwischen den Einzelteleskopen zwar viel größer sind, die Teleskope selbst aber nur einen winzigen Teil der Grundfläche ausfüllen – was große Probleme bei der Rekonstruktion zuverlässiger Bilder zur Folge hat. Das LBT als Mittelweg zwischen einem großen Einzelteleskop und einem klassischen Interferometer verspricht gleichzeitig scharfe und artefaktarme Bilder.