Das schärfste Bild vom Zentrum unserer Milchstraße

Q. D. Wang von der University of Massachusetts in Amherst vor einem Poster seines infraroten Kompositbildes von der Zentralregion unserer Milchstraße, das aus Aufnahmen der NICMOS-Kamera von Hubble und der IRAC-Kamera des Spitzer Space Telescope zusammengesetzt wurde. [AAS Photo von Kelley Knight Heins]
Q. D. Wang von der University of Massachusetts in Amherst vor einem Poster seines infraroten Kompositbildes von der Zentralregion unserer Milchstraße, das aus Aufnahmen der NICMOS-Kamera von Hubble und der IRAC-Kamera des Spitzer Space Telescope zusammengesetzt wurde. [AAS Photo von Kelley Knight Heins]
2304 Aufnahmen mit dem Infrarotinstrument NICMOS auf dem Hubble Space Telescope, dazu weitere Bilder der Kamera IRAC auf dem Spitzer Space Telescope: Das Ergebnis ist ein — in Originalauflösung — 12203 × 4731 Pixel großes Kompositbild der 300 × 115 Lichtjahre rund um das Zentrum der Milchstraße, das nicht nur ein spektakuläres Poster abgibt. Eine bislang unbekannte Population massereicher Sterne ist hier zum ersten Mal hinter den Staubschleiern sichtbar geworden, dazu eine Fülle komplexer Strukturen im heißen ionisierten Gas. In dieser Schärfe gab es das Galaktische Zentrum noch nie zu sehen: Die NICMOS schafft bei 1,9µm Wellenlänge trotz 26000 Lichtjahren Entfernung noch 1/40 Lichtjahr Auflösung, was dem 20-fachen Durchmesser des Sonnensystems entspricht; die IRAC-Bilder stammen von 3,6 bis 8 Mikrometern. Die wichtigste Entdeckung sind Scharen massereicher Sterne, 600000 insgesamt, die durch die gesamte Region verstreut sind: Sie gibt es nicht nur in den drei bekannten Riesensternhaufen, die auf dem Komposit als dichte Sternansammlungen erscheinen. Noch ist nicht klar, ob die Sterne außerhalb der Haufen in Isolation entstanden sind oder ebenfalls in Sternhaufen, die später durch Gezeitenkräfte zerrissen wurden. Die Strahlung wie die Winde der massereichen Sterne sorgen für komplexe Strukturen im interstellaren Gas und können auch die Bildung weiterer Sterne auslösen — oder auch verhindern. Gewaltige Bogenstrukturen der Gasfilamente könnten dabei durch Magnetfelder stabilisiert werden. Für die Astrophysik ist der Raum rund um das Galaktische Zentrum ein einzigartiges Labor, mit höhren Gastemperaturen als anderswo: Hier lassen sich Prozesse der Sternentstehung unter Bedingungen erforschen, wie sie in der fernen Vergangenheit herrschten, als die ersten Galaxien entstanden.

Daniel Fischer

Hubble Pressemitteilung: hubblesite.org/newscenter/archive/releases/2009/02

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