China bringt Experiment aus Kiel auf den Mond

Die abgewandte Seite des Mondes vor dem Hintergrund der Erde, aus der Sicht der Earth Polychromatic Imaging Camera an Bord des Deep Space Climate Observatory - irgendwo dort wird vielleicht schon 2018 ein in Kiel gebautes Experiment mit Chinas Mission Chang'e-4 landen. [NASA/NOAA]

Sie heißt Chang’e-4, wird aber voraussichtlich Chinas Mondmission Nummer 5 – und die erste mit Hardware einer deutschen Universität: Die Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel durfte heute bekannt geben, dass sie das Experiment Lunar Lander Neutron Dosimetry (LND) mit schicken darf, das dieser Lander auf der erdabgewandten Seite des Mondes platzieren wird. Die Situation war günstig: Der gebürtige Chinese Jia Yu ist derzeit Doktorand an der CAU – und kann nach seiner Promotion direkt die Leitung des LND-Experiments übernehmen, das innerhalb eines Jahres abgeliefert werden muss. Die CAU-Physiker haben freilich Erfahrung: „Wir können dafür unsere für frühere Weltraummissionen entwickelten Designs verbessern“, sagen die verantwortlichen Mechanik- und Elektronikingenieure. Zuvor kamen Kieler Strahlenmessinstrumente bereits für NASA und ESA zum Einsatz: An Bord des Marsrovers Curiositys sammelt der Strahlenmonitor RAD aktuell Daten über galaktische und solare Teilchenstrahlung und erforscht so die potenzielle Strahlenbelastung für bemannte Marsmissionen. Und für den Solar Orbiter liefern die Kieler Forschenden vier Sensoren, um Ausbreitung und Beschleunigung solarer Teilchen zu messen. LND nun soll als Vorbereitung auf zukünftige bemannte Mondmissionen mittels thermischer Neutronen die Strahlung auf dem Mond und den Wassergehalt des Bodens unter der Landeeinheit messen.

Chinas Mondprogramm läuft bereits seit 2007 und wird systematisch voran getrieben: Den zwei Orbitern Chang’e-1 und -2 folgte 2013 mit Chang’e-3 eine überaus erfolgreiche Landung, bei der auch der kleine Rover Yutu frei gelassen wurde. Zwar versagte bald dessen Antriebssystem, doch Lander wie Rover sind auch heute noch aktiv und senden Daten. Damit war die als Back-Up vorgesehene Mission Chang’e-4 zunächst überflüssig geworden, und die Planer zogen Chang’e-5 vor: Mit dieser Mission soll 2017 die erste Rückholung von Bodenproben zur Erde (wie bei den sowjetischen Luna-Missionen in den 1970-er Jahren) versucht werden. Der Lander Chang’e-4 wird derweil so modifiziert, dass mehr Nutzlast mitgenommen werden kann – und das Ziel ist nun die erdabgewandte Seite des Mondes, auf der es noch nie eine Landung, bemannt oder unbemannt, gegeben hat. Die Geologie unterscheidet sich dort deutlich von der Vorderseite, die von lavagefüllten „Meeren“ dominiert wird: Ein besonders reizvolles Ziel wäre das Südpol-Aitken-Becken, der größte Einschlagskrater auf dem Mond mit einem Durchmesser von rund 2300 km, der sich vom Südpol des Mondes bis zum Krater Aitken auf der Mondrückseite erstreckt und bis zu 13 km tief ist. Als Starttermin für Chang’e-4 wurde eine Weile nur „vor 2020“ angegeben, der CAU nun aber das letzte Quartal 2018 genannt. Um überhaupt Funkkontakt halten zu können, wird China parallel einen Relaissatelliten starten.

Daniel Fischer

LINKS:
PM der CAU zu LND: http://www.uni-kiel.de/pressemeldungen/index.php?pmid=2016-106-mondmission
Früherer Artikel aus China: http://english.cas.cn/newsroom/mutimedia_news/201601/t20160118_158869.shtml
Früherer Artikel aus den USA: http://www.spaceflightinsider.com/missions/solar-system/chinese-change-4-to-be-the-first-probe-to-land-on-the-moons-far-side

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