Die Astrophilatelie, die Sammlung von Postwertzeichen mit Motiven aus der Astronomie und der Weltraumfahrt, ist für die Astro-Szene zwar eher ein wenig beachtetes, dennoch aber faszinierendes Randgebiet. Unterschieden werden muss hierbei zwischen der sogenannten »Weltraumpost«, bei der Briefmarken und Poststempel entweder bei Weltraummissionen mitgeflogen sind (APOLLO 15 von 1971 und die Space Shuttle-Mission STS-8 aus dem Jahr 1983) und den Briefmarken mit entsprechenden Abbildungen. Während das reine Sammeln entsprechender Postwertzeichen allein schon ein sehr umfangreiches Gebiet ist – viele jagen denen aus alten Zeiten und aus fernen Ländern regelrecht hinterher – sieht es mit denen bei Raumflügen verwendeten schon ganz anders aus. Diese sind meist sehr teuer und nur in geringer Stückzahl zu bekommen. Dass es dabei aber nicht ganz so harmlos zugehen kann, wie bei einer normalen Sammelleidenschaft, zeigt ein Beispiel aus den USA.
Briefmarken sorgen für Ärger und Aufregung bei der NASA
Für Aufregung sorgte 1972 die sogenannte »Briefmarken-Affäre«. Beim Flug von APOLLO 15 vom 26. bis zum 2. August 1971 – die Mondlandung war am 30. Juli erfolgt – hatten die Astronauten David Scott, Alfred Worden und James Irwin insgesamt 144 genehmigte und – auf Vermittlung eines deutschen Briefmarkenhändlers – 398 ungenehmigte Briefumschläge mit im Gepäck. Einer der genehmigten wurde auf dem Mond abgestempelt sowie ein vom amerikanischen Luftfahrtpionier Orville Wright (1871-1948) im Jahr 1928 handsignierter Umschlag. Grundsatz für alle Astronauten war, dass man zwar persönliche Gegenstände mitnehmen, diese nach Missionsende aber nicht verkauft werden durften. Dagegen verstießen die drei Astronauten, denn nur kurz nach dem Raumflug wurden erste Exemplare der ungenehmigten Umschläge – auch über den deutschen Briefmarkenhändler – mit hohem Gewinn verkauft. Die NASA erfuhr hiervon offiziell erst im Jahr 1972. Die noch verfügbaren Umschläge wurden konfisziert sowie zwei ungenehmigt mit an Bord genommene Armbanduhren. Nach Abschluss der Untersuchungen wurden strengere Regelungen für die Mitnahme persönlicher Gegenstände aufgestellt. Für die Astronauten Scott, Worden und Irwin hatte die Affäre zur Folge, dass sie als Ersatzmannschaft von APOLLO 17 gestrichen wurden. Keiner flog danach jemals mehr in den Weltraum und bis 1977 hatten alle die NASA verlassen.
Astrophilatelie in der DDR
Die Deutsche Post der DDR bildete seit Beginn der (sowjetischen) Raumfahrt auf ihren Postwertzeichen zahlreiche Weltraummotive ab. Die erste Marke erschien am 7. November 1957 zum »Internationalen Geophysikalischen Jahr« und zeigte den ersten künstlichen Erdsatelliten SPUTNIK 1. Weitere Motive waren der Mondsonde LUNIK 2, Gagarins erstem Raumflug, der ersten Frau im Weltraum Walentina Tereschkowa oder dem späteren INTERKOSMOS-Programm gewidmet. Zum ersten deutschen Weltraumflug mit Sigmund Jähn im Jahr 1978 erschienen gleich fünf Briefmarken. Die letzte wurde am 2. Oktober 1990 herausgegeben und zeigte den Planeten Mars.
Astrophilatelie in der Bundesrepublik
Postwertzeichen mit astronomischen oder Raumfahrtmotiven aus der Zeit bis 1990 lassen sich erstaunlicherweise heute nur noch schwer finden. Es gibt keine annähernd so detaillierte Aufstellung wie über die der Deutschen Post der DDR. Mit ein wenig Suche im Web stößt man allerdings auf die Seite »Astronomie und Philatelie«, von der aus man weitere Recherchen starten kann. Wenig erfährt man über die abgebildeten Motive. So gab es mal eine 90-Pfennig-Briefmarke aus West-Berlin mit Planetarium und Sternwarte oder eine, die den Erfinder des Planetariums, Prof. Dr. Ing. Walter Bauersfeld (1879-1959) zeigte. Das Bundesfinanzministerium gab zuletzt 2011 drei Sondermarken unter dem Motto »Serie Für die Jugend mit Zuschlägen zugunsten der Stiftung Deutsche Jugendmarke e.V.« heraus mit Abbildungen des Pferdekopfnebels, der Plejaden und dem Objekten unseres Sonnensystems heraus. Dennoch hatte die »Astrophilatelie« in der alten Bundesrepublik einen weitaus geringeren – propagandistischen – Stellenwert als in der ehemaligen DDR und führt bis heute eher eine Art Nischendasein.
Neue »Astrobriefmarken«
Das Bundesfinanzministerium gibt nun am 7. Dezember 2017 zwei neue Briefmarken aus der »Serie Astrophysik« heraus: eine 45ct-Marke mit einer Abbildung des seit 2013 in einer Erdumlaufbahn befindlichen GAIA-Satelliten im Vorder- und einem Milchstraßen-Panorama im Hintergrund, mit der die Leistungen der am GAIA-Projekt beteiligten Wissenschaftler und die ESA-Mission als Ganzes gewürdigt werden sollen. Zeitgleich erscheint eine 70ct-Marke, die mit einem wellenartigen Motiv auf die erst kürzlich mit dem LIGO (Laser Interferometer Gravitational-Wave Observatory) nachgewiesenen und von Albert Einstein 1915 in seiner Allgemeinen Relativitätstheorie vorhergesagten Gravitationswellen hinweist. Zwei schöne Motive, die das Herz nicht nur des Briefmarkensammlers mit astronomischem Hintergrund erfreuen dürfte.
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