Automatisches Observatorium in der Antarktis

Der gelbe Container ist PLATO, die auf den antarktischen Dome C zurückgelassene automatische Sternwarte [University of New South Wales]
Der gelbe Container ist PLATO, die auf den antarktischen Dome C zurückgelassene automatische Sternwarte [University of New South Wales]
Der nächste Mensch ist jetzt 600 Kilometer weit weg, und erst im nächsten Südsommer im Januar 2009 kommt wieder eine Expedition vorbei: Jetzt ist PLATO, das Plateau Observatory, ganz auf sich allein gestellt. Sein Standort ist der »Dome A« oder »Dome Argus«, eine antarktische Hochebene 4100 Meter über dem Meeresspiegel, die mit zuweilen – 90°C den Kälterekord der Erde halten dürfte – und zugleich die vielleicht besten Wetterbedingungen für optische Astronomie auf diesem Planeten bietet, noch günstiger als auf dem etwas leichter erreichbaren »Dome C« der Antarktis oder gar dem vergleichsweise gut erschlossenen Südpol. Die Volksrepublik China wird auf Argus in den kommenden Jahren eine permanent bewohnbare Forschungsstation errichten, und es waren auch chinesische Polarforscher, die 2005 zum ersten Mal überhaupt den Dome A erreicht hatten. Damals hatten sie nur eine Wetterstation zurückgelassen, aber als am 11. Januar 2008 die zweite »Traverse« – 1300 Kilometer von der Küstenstation Zhongshan quer über das Eis – den Dome Argus erreichte, war auch die sieben Tonnen schwere automatische Sternwarte dabei, die in Australien in einen Container integriert worden war.

4000 Liter Diesel versorgen sie mit Energie für nicht weniger als sieben Teleskope, von denen drei aus den USA stammen. Einige dienen intensivem Site Testing: Ist hier wirklich die Luft noch besser geschichtet als auf dem Dome C, wo just die untersten 30 Meter das schlimmste Seeing verursachen? Und sind die Windgeschwindigkeiten tatsächlich besonders gering? Richtige Wissenschaft ist aber auch schon geplant: Die vier chinesischen Teleskope, mit jeweils 14,5cm Öffnung und vier verschiedenen Farbfiltern, werden im kommenden Südwinter ununterbrochen den Himmel beobachten und dabei einen bis zu vier Monate langen »Film« drehen. Veränderliche Sterne, aber auch Transits von Exoplaneten sollten sich darin verraten. Und schon gibt es Pläne für größere Teleskope auf Dome A: Drei Antarktis-Schmidt-Teleskope mit je 50cm Öffnung sind bereits im Bau und sollen 2009 aufgebaut werden. Die Vision sind sogar optische Großteleskope der 4- bis 5-Meter-Klasse: Dank der außergewöhnlichen atmosphärischen Qualität des Standorts, so rechnen Enthusiasten aus, wären sie so leistungsfähig wie ein 15m-Spiegel in Chile. Und statt der vielerorts geplanten 30m bis 50m-Teleskope solle man doch lieber ein 10m-Teleskop auf dem Dome A aufstellen: Trotz aller logistischen Probleme sei das immer noch preiswerter.

Daniel Fischer

Pressemitteilung: www.eurekalert.org/pub_releases/2008-02/tau-ite020108.php
Artikel mit weiteren Details: space.newscientist.com/article/dn13281.html
PLATO-Tagebuch: mcba11.phys.unsw.edu.au/~mcba/plato

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