Schon der vorletzte Ausbruch der wiederkehrenden Nova RS Oph Anfang 1985 war in zahlreichen Wellenlängen verfolgt worden, aber so umfassend wie bei der jüngsten Eruption, die am 12. Februar begann, waren die Astronomen weltweit (und mit Teleskopen im Orbit) noch nie dabei. Bei einer rekurrierenden Nova fällt so lange Materie von einem Roten Riesen auf einen Weissen Zwerg, bis es dort zu einer thermonuklearen Explosion kommt: Die Ejekta prallen dann auf den Wind des Roten Riesen. Eine Flut von Veröffentlichungen hat nun eingesetzt, die neues Licht auf ein überraschend komplexes Phänomen wirft.
- Mit dem Beginn der Eruption setzte sofort harte Röntgenstrahlung ein, die der Satellite RXTE verfolgte und die durch Aufheizung des zirkumstellaren Materials durch die Welle der Explosion zustande kam: Diese konnte nur 1,7 Tage lang expandieren, dann blieb sie im Windnebel des Roten Riesen stecken. Daraus kann man schliessen, dass nur wenig Gas in der Hülle steckte (10-7 Sonnenmassen) und entsprechend mehr Masse im Weissen Zwerg: Er hat beinahe die 1,4 Sonnenmassen, bei denen weiterer Materiezufluss zur völligen Zerstörung in einer Supernova des Typs Ia führen würde (Sokolski & al., Nature 442 [20.7.2006] 276-8). Vielleicht wird RS Oph selbst dieses Schicksal in ferner Zukunft ereilen, auf jeden Fall dürfte ein typisches Vorgängersystem von Ia-Supernovae nicht viel anders aussehen.
- Aus der über die starke zeitliche Abnahme der Röntgenstrahlung gemessenen Abbremsung der anfangs 3500 km/s
schnellen Welle einerseits (die zum ersten Mal überhaupt auf direkte Weise bei einer Nova gemessen werden konnte) und Radiobildern des Very Long Baseline Array andererseits lässt sich auch die Distanz von RS Oph bestimmen: Das Radiointerferometer erfasste den expandierenden Schock u.a. 21 und 27 Tage nach der Explosion bei 18 cm Wellenlänge. Damals betrug der Radius 27 bzw. 30 AU – und die weithin gebräuchliche Entfernung von RS Oph von 1,6 kpc oder 5200 Lichtjahren wird unabhängig bestätigt.
- Bei der Explosion spielten Jets eine Rolle, wie die VLBA-Bilder ebenfalls zeigen: 27 Tage nach der Explosion war einer deutlich zu erkennen. Erstmals erfasst hatte das kontinentweite Radiointerferometer die expandierende Schockwelle schon 14 Tage nach dem Ausbruch (Bild) und danach eine sehr asymmetrische Gestalt festgestellt (O’Brien et al., ibid 279-81): Durch Wechselwirkung mit dem Wind des Roten Riesen bildete sich eine Struktur aus, die stark an den Überrest einer Supernova des Typs II erinnerte – nur lief alles innerhalb von Monaten statt Jahrtausenden ab.
Alles klar ist bei RS Oph aber noch bei weitem nicht: Messungen des Durchmessers des Objekts mit drei optischen Interferometern (insbesondere dem oben erwähnten IOTA) im nahen IR zeigen nämlich zur allgemeinen Verblüffung, dass die Quelle schlicht nicht expandierte und in den ersten 60 Tagen nach der Explosion immer ungefähr 3 Millibogensekunden groß erschien. Von einem expandierenden Feuerball kann danach keine Rede sein. Ausserdem erweist sich die IR-Emission als aysmmetrisch: Das könnte ein direkter Nachweis des Doppelsystems Roter Riese/Weisser Zwerg sein, freilich nur, wenn die Distanz von RS Oph höchstens 540 parsec (1760 Lj) betrüge – in krassem Widerspruch zu allen anderen Entfernungsbestimmungen. Wenn letztere richtig sind, dann muss es im System RS Oph ausserden beiden Sternen noch eine bedeutende Komponente geben.
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