Zum ersten Mal seit 1970 ist ein »sonnenstreifender« Komet der Kreutz-Familie nicht erst Stunden vor dem Perihel von einem Sonnensatelliten, sondern schon Wochen davor vom Erdboden aus entdeckt worden – und dies von einem australischen Amateurastronomen, der sich schon immer für die Kreutz-Kometen interessierte und auch ein Pionier der Kometenentdeckungen mit dem SOHO-Satelliten war. Terry Lovejoy in Australien war bereits am 27. November bei seiner fotografischen Kometensuche mit einem 8″-SCT und Weitwinkelkamera auf den Kometen gestoßen, hatte den diffusen Klecks aber zunächst für einen Reflex in der Optik gehalten und erst später gemerkt, dass es sich wohl um ein echtes Objekt handelte, das sich schnell am Himmel bewegte. Zwei Nächte später konnte er es wiederfinden, was wiederum zwei Nächte darauf auch anderen Beobachtern gelang, die er alarmiert hatte. Zunächst noch als »TLc001« landete der Fund auf der internationalen Webseite für zu bestätigende Entdeckungen und sah schon nach einem Kreutz-Kometen aus: Die Aufregung in der Kometenszene war von Anfang an enorm, erst recht als der Komet am 2. Dezember als C/2011 W3 offiziell wurde – und feststand, dass ein bekannter Amateurastronom der alleinige Entdecker gewesen war.
Die Bahnberechnung für den Kometen Lovejoy – derzeit etwa 10m hell und nur von der Südhemisphäre aus zu sehen – ist bereits recht stabil: Sein Perihel wird C/2011 W3 demnach am 16. Dezember gegen 0:51 MEZ erreichen, in 0,00564AE oder 844040km Abstand vom Sonnenzentrum bzw. 148000km über der Photosphäre. Zumindest für den Satelliten SOHO dürfte ein spannendes Schauspiel garantiert sein, wenn Lovejoy früh am 14. Dezember in das Gesichtsfeld des Koronographen LASCO C3 eintritt. Wie hell der eher kleine Komet dann geworden sein wird, ob er schon vor Erreichen des Perihel zu zerfallen beginnt oder sich aber – heiß und hoch aktiv – danach wieder von der Sonne entfernt und hell wieder am Himmel erscheint, traut sich derzeit niemand vorauszusagen: Eine leicht negative scheinbare Helligkeit kurz vor dem Perihel (und vermutlich unbeobachtbar vom Erdboden aus) erwarten immerhin einige Kometenkenner. Und Optimisten verweisen auf die empirische Tatsache, dass durchweg alle vom Boden aus entdeckten Kreutz-Kometen spektakuläre Himmelserscheinungen wurden, wie zuletzt 1965 der Komet Ikeya-Seki. Gegen ein Überleben und eine Himmelsshow spricht allerdings der visuelle Anblick Lovejoys Anfang Dezember: Ihm fehlt völlig die kompakte helle zentrale Koma-Kondensation, die die großen Kreutz-Kometen im Fernrohr stets auszeichnete.
Daniel Fischer
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