In diesen Tagen verschwindet der vielseitigste Komet seit Jahren, 73P/Schwassmann- Wachmann (3), rasant vom mitteleuropäischen Himmel, um in den Glanz der Sonne zu tauchen – und es blieb spannend bis zuletzt. So veränderte das überraschendste seiner vielen Fragmente, »B«, immer wieder sein Gesicht infolge wiederholter Ausbrüche mit Staubfreisetzung; noch bis zum 13. Mai hielt es eine Helligkeit von rund 5m, um danach aber wieder hinter C zurückzufallen. Und Mitte Mai begann endlich auch das (mit kaum mehr als 7m oft schwächere) Hauptfragment »C«, das sich bisher aus allen Zerfallprozessen herausgehalten hatte, Veränderungen zu zeigen: Seine Koma nahm zeitweise eine kuriose Hantelform an, vielleicht auch bei ihm der Beginn eines Auseinanderbrechens.
Immer noch umfassend dokumentieren die Entwicklung Bilder vom 21. Mai (auch mit normaler Kamera), 20. Mai und früher (auch B und C), 19. Mai, 18. Mai (auch C), 17. Mai (auch B und C), 16. Mai (eine Animation), 15. Mai (auch B prozessiert), 14. Mai (auch ein Film von B und Details von B und C), 13. Mai (auch ein Film von C), 12. Mai (auch B & C und eine Animation und Weitfeldbild sowie die Entwicklung von B in den letzten Tagen, plus C und ein Bericht von einer öffentlichen Beobachtung) und 11. Mai (auch ein Film und Details von B sowie ein Jet und die Evolution seit April). Ausserdem Sammlungen von Bildern und auch Zeichnungen von Lehky, Gährken, Dobesberger, Gentry, Horn und natürlich Hergenrother sowie der FG Kometen. Bis »BS« ist die Zählung der Fragmente schon; neue Entwicklungen zusammengefasst berichten weiterhin aktuell Skyhound und und Sky & Tel., und ausgewähte visuelle Berichte gibt es von den Tagen bis zum 14. und v.a. vom 12. Mai; noch nachtragenswert ist auch eine Aufnahme des Schweifs von C exakt über M 57 vom Morgen des 8. Mai. Zwar zieht sich der Mond nun vom Morgenhimmel zurück, doch jetzt ist es die Dämmerung, die kaum mehr Beobachtungen zulässt.
Morgen früh z.B. hat bereits die nautische Dämmerung begonnen, wenn das Fragment B (auf 51°N) gerade erst 10° hoch
gestiegen ist – und es ist noch das westlichere der beiden hellen: Ungefähr zu diesem Zeitpunkt ist der Himmel einfach zu hell für sinnvolle Beobachtungen. Und drei Tage später beginnt bei 10° Kometenhöhe sogar schon die bürgerliche Dämmerung. Die weitere Entwicklung, Perihel inklusive, werden allerdings die großen Sternwarten auf der Südhalbkugel bestens verfolgen können: Hier stehen die Kometen vor Beginn der Morgendämmerung rund 40° hoch! Die Vorführung von 73P – hier aktualisierte Lichtkurven – war natürlich nicht nur ein selten spannendes Thema für Amateurastronomen: Auch zahlreiche professionelle Teleskope auf der Erde wie im Weltraum waren und sind auf die Kometen gerichtet. Ausser von VLT, HST und Spitzer gibt es auch Bilder vom 5-m-Teleskop des Palomar Observatory (Fragment R), einer Sternwarte der Europäischen Weltraumbehörde, dem japanischen Subaru-Teleskop auf dem Mauna Kea (o.l.: B und seine Fragmente am 3. Mai) und vom NASA-Satelliten Swift. Für dessen Röntgenteleskop wurde Schwassmann-Wachmann 3 dank seiner Erdnähe zur hellsten Röntgenquelle, als die jemals ein Komet gesichtet wurde (o.r.). Im Röntgenspektrum wurden bereits Sauerstoff und Kohlenstoff nachgewiesen: Die stammen allerdings nicht vom Kometen sondern aus dem Sonnenwind, der sich per Ladungsaustausch Elektronen von Kometengas geholt hat, der Hauptprozess kometarer Röntgenemission.
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