NASA-Sonde Juno: Fünf Tage bis zum Jupiter

Der Planet Jupiter im infraroten Licht bei 5 µm Wellenlänge, wie ihn das Very Large Telescope in Chile im Vorfeld der Ankunft Junos aufnahm: Wärmestrahlung aus der Tiefe dringt mancherorts durch die Wolkendecke. [ESO/L. Fletcher]

Vor fast fünf Jahren begann die Reise, und in knapp fünf Tagen ist das Ziel erreicht: In den frühen Morgenstunden des 5. Juli soll eine 35-minütige Zündung des Haupttriebwerks die NASA-Sonde Juno in eine Umlaufbahn um den Planeten Jupiter einschießen. Zum zweiten Mal nach Galileo (1995 bis 2003) wird der Riesenplanet dann wieder einen Orbiter besitzen, der ihn über längere Zeit hinweg und nicht nur während eines schnellen Vorbeiflugs erforscht.

Von zwei Pioneer-Sonden und vor allem zwei Voyagers in den 1970-er Jahren, Galileo natürlich und dann noch Cassini und New Horizons waren wir Fluten spektakulärer Bilder der Wolken des Planeten und der Oberflächen seiner Monde gewohnt, die die Messungen der vielen anderen Sondeninstrumente in den Hintergrund drängten – bei Juno dürfte es genau anders herum sein. Denn dieser Orbiter trägt nicht einmal eine optische wissenschaftliche Kamera sondern konzentriert sich auf andere Aspekte des Planeten, der so viel mehr zu bieten hat: Der Hauptartikel des aktuellen Hefts stellt seine Mission im Detail vor. Junos Nutzlast kümmert sich um das enorme Schwere- und Magnetfeld des Planeten, die elektrisch geladenen Teilchen in seiner Umgebung, die Chemie seiner Atmosphäre und wie das alles zusammenhängt: motiviert durch tiefe Fragen zur Entstehung dieses massereichsten Planeten des Sonnensystems und dessen Vergangenheit. Die einzigen wissenschaftlichen Instrumente an Bord von Juno, die (auch) Bildern liefern, sind zwei Spezialkameras und -spektrografen für die Polarlichter des Planeten, die im infraroten und vor allem ultravioletten Licht arbeiten.

Trotzdem müssen Planetenfans nicht auf Bilder Jupiters in gewohnten Farben verzichten: Eigens für die Öffentlichkeitsarbeit hat die NASA auch noch die kleine JunoCam auf den Orbiter gepackt – an deren Ausrichtung wie Bildauswertung sich Amateurastronomen beteiligen dürfen und sogar sollen. Leider geht die Sichtbarkeitsperiode des Planeten ausgerechnet mit dem Eintreffen Junos zuende, so dass eigene Jupiteraufnahmen kaum mehr zur Planung dienen können, aber im Vorfeld sind die Wolken des Planeten sowohl von Profi- wie Amateurastronomen intensiv beobachtet worden: Die JunoCam-Bilder wie auch die Daten der wissenschaftlichen Instrumente werden sich gut in einen größeren Kontext einbetten lassen. Aber erst einmal muß der Orbit-Einschuss gelingen, für den es nur eine einzige Chance gibt: Um 542 m/s soll das Haupttriebwerk die mittlere Geschwindigkeit Junos verändern. Dabei sind zwar alle Instrumente und die JunoCam ausgeschaltet (von der erste Nahaufnahmen Jupiters nicht vor Ende August zu erwarten sind), aber es besteht permanenter Funkkontakt zur Erde, so dass das Manöver live verfolgt werden kann. Der erste Orbit wird extrem elliptisch sein, am 19. Oktober wird die Ellipse dann verkleinert und fortan alle 14 Tage sehr nah an den Planeten und in seine harte Strahlungsumgebung hinein führen – bis zum 16. Oktober 2017, wenn Juno in der Atmosphäre Jupiters entsorgt wird.

Daniel Fischer

LINKS:
Homepage: https://www.missionjuno.swri.edu
Press Kit: http://www.jpl.nasa.gov/news/press_kits/juno/
Zeitplan für die Ankunft: http://www.planetary.org/blogs/emily-lakdawalla/2016/06161235-timeline-of-juno-jupiter-orbit-insertion.html
JunoCam für alle: https://www.missionjuno.swri.edu/junocam
Zeitplan für die JunoCam: http://www.planetary.org/blogs/emily-lakdawalla/2016/06090600-what-to-expect-from-junocam.html

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