Heute wird das Internet von Sensationsschlagzeilen überflutet: Planeten in der bewohnbaren Zone eines nahen Sterns seien da gefunden worden, von der Größe der Erde, und die vielversprechendsten für die Suche nach fremdem Leben gar. So ganz stimmt das freilich nicht, und die wahre Bedeutung der vermutlich drei Planeten um den Stern TRAPPIST-1 ist eine andere: Es sind die ersten, die direkt bei einem „ultrakalten Zwerg“ nachgewiesen wurden, womit Zwergsterne wie auch Braune Zwerge gemeint sind, die weniger als 2700 Kelvin (oder rund 2400°C) Oberflächentemperatur haben. Rund 15% der sternartigen Objekte in der Nähe der Sonne gehören dazu, und theoretische Modelle sagen für sie eine große Zahl naher, terrestrischer Planeten voraus – Exo-Merkure ebenso wie erdgroße Planeten. Die ersten drei Exemplare davon, mit 1,0 bis 1,2 Erddurchmessern (und unbekannten Massen und damit Zusammensetzungen), hat nun das 60-cm-Teleskop TRAPPIST (‚TRAnsiting Planets and PlanetesImals Small Telescope‘) in Chile im Transit vor einem solchen Zwergstern der Spektralklasse M gesichtet, der nur 0,08±0,01 Sonnenmassen, 1/9 des Sonnendurchmessers und 1/2000 ihrer Leuchtkraft – und eine Temperatur von etwa 2550 K – hat: Das ist die eigentliche Nachricht.
Nur 60 Kandidaten hatte TRAPPIST nämlich beobachtet und gleich diesen Dreifach-Treffer gelandet, der Planetenbahnen fast genau in der Sichtlinie zum Stern erfordert. Und das in 39 Lichtjahren Entfernung, was auf einige weitere solche Planetensysteme in Sonnennähe hoffen lässt: Teleskope der nächsten Generation wie das JWST im Weltraum und das E-ELT auf dem Boden sollten dann in der Lage sein, die Atmosphären dieser mutmaßlich felsigen Welten zu erforschen, im Maßen auch schon das Hubble-Teleskop. Und vielleicht ist auch ein lebensfreundlicheres System dabei als dasjenige von TRAPPIST-1: Zwei seiner Planeten kreisen nämlich wohl näher als der Innenrand seiner Habitablen Zone – in der flüssiges Wasser möglich wäre – um den Zwergstern, der dritte wahrscheinlich außerhalb des Außenrandes. Nur mit einiger Kreativität lassen sich auf den inneren beiden Planeten, die vermutlich gebunden rotieren und dem Stern immer dieselbe Seite zuwenden, isolierte lebensfreundliche Zonen erdenken, während die Bahn des äußeren Planeten noch sehr unbestimmt ist. Die TRAPPIST-Suche war nur das Pilotprogramm für die ‚Search for Planets EClipsing ULtra-cOOl Stars‘ (SPECULOOS) derselben Arbeitsgruppe, die dieses Jahr beginnt und mit vier 1-m-Teleskopen auf einem anderen chilenischen Berg gleich 500 ultrakalte Zwerge anpeilen wird: Der Zielkatalog für JWST & Co. dürfte bald wachsen.
Daniel Fischer
LINKS:
ESO Release inkl. Originalarbeit: http://www.eso.org/public/news/eso1615/
„Homepage“ des Planetensystems: http://www.trappist.one
Artikel eines der Entdecker: https://theconversation.com/ultracool-dwarf-star-hosts-three-potentially-habitable-earth-sized-planets-just-40-light-years-away-58695
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