Am Sonntag, den 20. März um 5:30 Uhr MEZ ist es soweit: Der astronomische Frühlingsanfang tritt ein! Die Sonne überquert auf ihrer jährlichen Bahn den Himmelsäquator nach Norden, wo sie bis zum 22. September bleiben wird. Das heißt für hiesige Breiten, dass die Tage nun wieder länger als die Nächte sind. Doch ist der 20. März wirklich der Tag, an dem heller Tag und dunkle Nacht gleich lang sind? Gibt es noch andere Arten, den Frühlingsanfang festzulegen? Kommen sie mit auf eine kalendarische Frühlingsreise!
Schaut man in einen Taschenkalender oder ein astronomisches Jahrbuch (wie den interstellarum Himmels-Almanach 2016), so ist mit dem Datum des Frühlingsanfangs immer der astronomische Frühlingsanfang gemeint. Im Jahrbuch wird dieser sogar auf die Minute genau angegeben. Gemeint ist der Zeitpunkt, an dem die Sonne am Schnittpunkt zwischen ihrer Bahn am Sternhimmel, also der Ekliptik, und dem Himmelsäquator steht. Die Sonne hat am Himmel einen scheinbaren Durchmesser von 0,5°. Pro Tag bewegt sie sich um knapp 1° am Sternhimmel weiter, sie wird sich also etwa einen halben Tag lang an diesem himmlischen Kreuzungspunkt aufhalten. Die genaue Zeitangabe aus dem Jahrbuch bezieht sich auf den Sonnenmittelpunkt.
Astronomischer Frühlingsanfang
In diesem Jahr fällt der Zeitpunkt des astronomischen Frühlingsanfangs auf den 20. März. Ist das für alle Jahre typisch? Ein Blick in langfristige Tabellenwerke zeigt, dass sich im 20. Jahrhundert der 21. mit dem 20. März unregelmäßig abwechselte. Nach dem Schaltjahr 2000 hat sich dies für längere Zeit geändert. Zwar hatten wir (in MEZ gerechnet) noch im Jahr 2003 und 2011 den 21. März als Frühlingsbeginn, doch der wird im 21. Jahrhundert nie mehr erreicht, in den nächsten Jahren ist es stets der 20. März. Mehr noch: Erstmals im Jahr 2048 taucht der 19. März als Datum des Frühlingsanfangs auf – als erster von insgesamt 13 Fällen im 21. Jahrhundert. In späteren Jahrhunderten wird es wieder häufiger der 21. März sein.
Wann sind Tag und Nacht gleich lang?
Der astronomische Frühlingsanfang wird auch Äquinoktium genannt, Tag- und Nachtgleiche. Aber sind an diesem Datum wirklich Tag und Nacht gleich lang? Der astronomische Frühlingsanfang bezieht sich wie gesehen auf den Sonnenmittelpunkt. Betrachtet man den jeweils schon am Horizont aufgehenden oder noch nicht untergegangenen Sonnenrand, sieht die Sache anders aus. Für unsere Breiten können bereits am 17. März theoretisch genau 12 Stunden lang Sonnenstrahlen den Beobachter treffen.
Der kalendarische Frühlingsanfang
Oft wird der astronomische Frühlingsanfang mit dem kalendarischen gleichgesetzt, weil er halt im bürgerlichen Kalender steht. Streng genommen schwankt der kalendarische Frühlingsanfang überhaupt nicht. Unser Kalender ist der Gregorianische, und der definiert den Frühlingsanfang immer als den 21. März! Hintergrund ist die vereinfachte Bestimmung des Osterfestes. Es sollte dem einfachen Priester oder Laien auch ohne astronomische Kenntnisse möglich sein, das Osterfest nach der Vorschrift »erster Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang« zu bestimmen. Natürlich war den Kalederreformern Clavius und Lilius völlig klar, dass der astronomische Frühlingsbeginn im Datum leicht pendelt. Die Einführung der Schaltregeln (die durch 4 teilbaren Jahre haben einen Schalttag, die durch 100 teilbaren keinen, die durch 400 teilbaren doch wieder einen) halten jedoch den kalendarischen Frühlingsanfang über Jahrhunderte recht nah am astronomischen. Und auch den Mond muss niemand genau berechnen, er wird im Gregorianischen Kalender zyklisch gezählt, wobei der wahre astronomische Vollmondzeitpunkt ebenfalls verblüffend gut getroffen wird.
Um den Reigen der Frühlingsanfänge komplett zu machen: Die Meteorologen rechnen die Jahreszeiten auf den Monatsersten gerundet, da beginnt der Lenz immer am 1. März. Und wann beginnt er nur wirklich, der Frühling? Ich hätte noch eine andere Definition: Frühling ist, wenn bei mir um die Ecke wieder das Eiscafé aufmacht…
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