Kleinplanet über Kalifornien explodiert

Eine der ganz wenigen Aufnahmen der Tages-Feuerkugel vom 22. April, entstanden bei Reno in Nevada. [Lisa Warren via Jet Propulsion Laboratory]

Die Energie der Explosion entsprach 5000 Tonnen Sprengstoff: Mit einem grellen Blitz und gewaltigen Donner hat sich am frühen Morgen des 22. April ein Kleinplanet mit rund 70 Tonnen Masse und dem Format einer Großraumlimousine über dem Westen der USA verabschiedet. Ein kleiner Verwandter eines »Airbursts« also, wie er 1908 als Tunguska-Ereignis ungefähr die tausendfache Energie entfaltete – aber wiederum um ein Mehrfaches energiereicher als die Explosion, in der der Kleinplanet 2008 TC3 im Jahr 2008 über dem Sudan endete. Damals ging danach ein Regen von Meteoriten nieder, und auch nach der neuen Feuerkugel, die in Nevada und Kalifornien gesehen und gefühlt worden war, sind bereits mehrere Meteoriten gefunden worden. Als Chondriten der Klasse CM gehören sie zu einem besonders seltenen und primitiven Typ, der manchmal mit Kometenkernen in Verbindung gebracht wird: Der an organischen Verbindungen reiche Meteorit, der 1969 im australischen Murchison fiel und heute noch die Wissenschaft beschäftigt, ist auch ein CM-Chondrit.

Die Funde jetzt gelangen unter anderem dem bekannten amerikanischen Meteoritenjäger Robert Ward und dem Meteoritenforscher Peter Jenniskens nahe dem Dorf Coloma im kalifornischen El Dorado County: genau an der Koordinate, die zuvor ein anderer Meteorspezialist aus aufgezeichneten Radarechos bestimmt hatte. Der Fall vom 22. April gehört schon jetzt zu den besser dokumentierten: Die Explosionsenergie zum Beispiel wurde aus Infraschallmessungen – also letztlich der atmosphärischen Druckwelle – berechnet. Und mehrere Seismometer registrierten das Eintreffen dieser Welle am Erdboden. Lediglich Informationen zur Flugbahn in der Atmosphäre scheinen spärlich zu sein: Gegen 7:52 Ortszeit war es einerseits schon hell, so dass keine automatischen Meteorkameras liefen – und andererseits waren am Sonntagmorgen wenige Videofilmer und Fotografen unterwegs, die unter anderen Umständen Feuerkugeln über den USA aus zahlreichen Winkeln zu dokumentieren pflegen. Airbursts mit 5kt TNT Explosionskraft ereignen sich im Schnitt einmal pro Jahr – allerdings irgendwo über dem Planeten, so dass die meisten überhaupt nicht wahrgenommen werden.

Daniel Fischer

Beobachtungen:
www.amsmeteors.org/fireball2/public.php?event_id=588&submit=Find+Reports
Erste Analyse:
www.jpl.nasa.gov/news/news.cfm?release=2012-114
Die Meteoriten:
astrobob.areavoices.com/2012/04/25/california-fireball-drops-rare-meteorites

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