Dass es manchmal mehr Sinn macht, Amateurastronomen als Partner zu gewinnen, als selbst zum Teleskop zu schreiten, hat sich in der professionellen Astronomie schon lange herumgesprochen – und jetzt wollen auch die Planetenforscher die Resource Sternfreund nutzen: Im Vorfeld der NASA-Mission OSIRIS-REx ruft »Target Asteroids!« zur Astrometrie, Fotometrie und Spektroskopie bestimmter erdnaher Kleinplaneten auf. Die langsam wachsende Liste umfasst derzeit 74 Kleinplaneten, die prinzipiell in der Reichweite heutiger Raumsonden und mindestens 200m groß sind: Darauf zu finden sind natürlich auch das immer noch namenlose Ziel von OSIRIS-REx (101955) 1999 RQ36 und (25143) Itokawa, dem eine japanische Sonde bereits einen Besuch abgestattet hat. Egal ob mit dem eigenen Teleskop im Garten – benötigt werden mindestens 20cm Öffnung und eine CCD-Kamera – oder mit einem kommerziellen Remote-Teleskop (dessen Mietkosten die NASA leider nicht zu übernehmen anbietet): Man bittet um genaue Positionsdaten, um die Bahnen der Himmelskörper zu verbessern, um Messungen der Helligkeit, um eventuelle Lichtwechsel festzustellen, die wiederum Auskunft über die Gestalt geben und auch Spektroskopie ist gefragt, um Hinweise auf die Mineralogie der Körper zu finden.
Auch wenn »Target: Asteroids!« zu den Aktivitäten von OSIRIS-REx gehört, die sich per definitionem an die breite Öffentlichkeit richten: Dies ist beileibe keine leichte »Bürger-Wissenschaft« sondern anspruchsvolle Amateurastronomie. Oft sind z.B. die Zielasteroiden derart lichtschwach, dass erst viele Bilder oder Spektren präzise aufaddiert werden müssen, um zu einer brauchbaren Messung zu gelangen. Aber die OSIRIS-Forscher haben großes Vertrauen in die Fähigkeiten der Szene, kennt doch mancher Amateurastronom seine Ausrüstung besser als ein Profi die seine. Und vor allem können die Amateur-Partner viele Nächte in die Verfolgung der Objekte investieren, während sonst um jede Nacht an einem professionellen Teleskop gerungen werden muss. Deswegen wird auch großzügig geplant: »Target Asteroids!« soll noch bis mindestens Ende des Jahrzehnts laufen. Die so gewonnenen Daten sind noch weit über das Ende der OSIRIS-Mission 2023 hinaus von Nutzen, denn Raumfahrt zu erdnahen Kleinplaneten wird immer attraktiver – selbst im Rahmen der bemannten US-Raumfahrt im nächsten Jahrzehnt oder gar für ihre industrielle Nutzung.
Daniel Fischer
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