Mit dem inneren Nachbarplaneten der Erde verbindet man im Allgemeinen zunächst einmal seine dichte, nahezu undurchdringliche Kohlendioxid-Atmosphäre. Diese »Undurchsichtigkeit« hat ihren Grund allerdings nicht so sehr in der Masse beziehungsweise der sehr hohen Dichte der Gashülle, sondern liegt hauptsächlich in einer stets geschlossenen Wolkendecke begründet. Sie macht Venus wegen des enormen Rückstrahlvermögens (Albedo) nach Sonne und Mond zum hellsten natürlichen Objekt am Dämmerungs- oder nächtlichen Sternhimmel.
Vermutlich hat ein außer Kontrolle geratener Treibhauseffekt die Oberflächentemperaturen des bisweilen auch Erdzwilling genannten Planeten bis auf durchschnittlich 460°C anschwellen lassen. Umso erstaunlicher erscheint deshalb zunächst eine extrem kalte Luftschicht in der höheren Venusatmosphäre. Ca. 125km oberhalb der Planetenoberfläche erreichen die Durchschnittstemperaturen nur noch –175°C. Zu diesem abgeleiteten Ergebnis führt die Bestimmung der Kohlendioxidkonzentration in Verbindung mit dem Atmosphärendruck in verschiedenen Höhen entlang des Terminators, der Grenzlinie zwischen der Tag- und Nachtseite des Planeten.
Beim Temperaturprofil der Erdatmosphäre gibt es keine vergleichbar tiefen Temperaturen, die der Kaltluftschicht der Venus nahe kommen, und das, obwohl Venus der Sonne näher als die Erde ist. Wolken aus gefrorenem Kohlendioxid könnten auch die Erklärung für immer wieder beobachtete extrem helle Regionen der Venusatmosphäre liefern. Welche Rolle die dort häufiger vorkommenden Elemente wie Kohlenmonoxid, Stickstoff oder Sauerstoff hinsichtlich der Temperaturprofile einzelner Atmosphärenschichten spielen, wird Gegenstand zukünftiger Untersuchungen sein.
Lars-C. Depka
venus.aeronomie.be/multimedia/pdf/Mahieux_CO2_jgr2012.pdf |
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