Der aktuelle 24. Sonnenfleckenzyklus ist reich an Merkwürdigkeiten. Nach scheinbar kräftigen Aktivitätsschüben folgte bislang stets eine Phase mit fast erlahmender Fleckentätigkeit. Im Laufe der zurück liegenden Woche gab es wieder eine leichte Steigerung: gleich zwei größere Aktive Regionen (Nr. 11785 und 11787) zogen über die Sonnenoberfläche, streben nun dem Westrand zu und lösen sich dabei allmählich auf. Sie zeigten im Licht der Hα-Wasserstoffline eine Regionen übergreifende, komplexe Struktur, blieben aber im Hinblick auf die Produktion von Röntgenflares der höchsten Klassen M und X bislang völlig inaktiv. Der bislang einzige M1.5-Flare des Monats wurde am 3. Juli um 9:05 MESZ hinter dem Ostrand in der Aktiven Region 11787 registriert.
Erstmals sichtbar wurde die AR 11785 am 2. Juli als E-Gruppe am Ostrand, sie ist identisch mit der alten Region 11768, die am 18. Juni als D-Gruppe am Westrand wegrotiert war und nun zur zweiten Rotation wiederkehrte.
Beide Gruppen gehörten anfangs – auch ein Merkmal dieses Zyklus seit einigen Monaten – zu einem Komplex dicht beieinander stehender Fleckengruppen, deren gegenseitige Grenzen oft nur schwer auseinanderzuhalten waren, die aber fast immer während ihrer Sichtbarkeit auf der erdzugewandten Seite der Sonne binnen etwa 14 Tagen auseinanderfielen. Genau das ist jetzt wieder passiert: übrig blieben nur die beiden großen Gruppen.
Der AR 11785 folgte am 4. Juli die AR 11787 und entwickelte sich innerhalb weniger Tage ebenfalls zur Waldmeierklasse E. Beobachtungen in Hα zeigen sehr helle chromosphärische Fackeln rund um die Zentren der genannten Gruppen, die diese regelrecht umhüllen. Auffällig ist überdies, dass man derzeit viele Protuberanzen am Sonnenrand und ausgedehnte Filamente auf der Oberfläche sieht, aber nur wenige im Bereich der beiden Aktiven Regionen. Bis zum 11. Juli wurden hier nur Flares der niedrigsten Klassen b und c registriert, aber kein einziger M-, oder X-Flare, wohingegen im Weißlicht das ganze Gebiet sehr dynamisch mit einer zunächst beständig steigenden Zahl an Einzelflecken erschien, die sich aber nun ebenso rasch wieder zurückbilden.
Es ist nicht das erste Mal in diesem Zyklus, dass derart große Aktivitätsgebiete extrem inaktiv sind, was vor allem auf nur schwach ausprägte lokale Magnetfelder hinweist. Folgen diese Gruppen dem schon bekannten Muster, ist trotz des Erreichens des Sonnenmeridians vor einigen Tagen eher nicht mit erhöhter Polarlichtaktivität zu rechnen.
Manfred Holl
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