Große Fleckengruppe passiert Sonnenmeridian

Die Sonne im Weißlicht am 6. Januar, 9:54 MEZ, 1000mm-Teleobjektiv bei f/13, Canon EOS 5D MkIII, ISO 100, 1/8000s. [Peter Wienerroither]
Große Protuberanz am 1.1.2014, 14:09 MEZ, 3"-Refraktor bei 1000 mm, 1/13s, Coronado Solarmax 60 + 2020 Telezentrik. [Erich Kopowski]
Große Protuberanz am 1.1.2014, 14:09 MEZ, 3″-Refraktor bei 1000 mm, 1/13s, Coronado Solarmax 60 + 2020 Telezentrik. [Erich Kopowski]

Seit Oktober 2013 ist die Sonnenaktivität deutlich in Schwung gekommen, was bis heute anhält. Neuerlicher Beleg dafür ist die Aktive Region mit der Nummer 11944, die sich durch eine trichterförmige Protuberanz etwas größeren Ausmaßes am Südwestrand der Sonne am 1. Januar ankündigte. Obwohl nicht die größte ihrer Art – in früheren Zyklen reichten Protuberanzen bis 1 Mio. km und mehr in den umgebenden Weltraum hinaus – passte sie bei den stets hochaktuellen Aufnahmen der Global Oscillation Network Group (GONG), des weltweiten Hα-Netzwerks unter Federführung des National Solar Observatory (NSO) der USA, nicht mehr in den Erfassungsbereich der Kameras hinein. Diese sind, standardisiert, an verschiedenen Orten in der Welt aufgestellt und liefern alle 5min. »Live«-Bilder der Sonne im Hα-Bereich. Standorte dafür sind sechs Sternwarten, u.a. in Kalifornien (Big Bear Solar Observatory), auf Teneriffa (Observatorio del Teide) oder das Learmonth Solar Observatory in Westaustralien. An letzterem Standort war nach Sonnenuntergang in Europa zu verfolgen, wie diese Protuberanz fast um das Dreifache anstieg und sich dann auflöste. An Stelle der Protuberanz trat am 2. Januar die AR 11944 mit großen Penumbren und einer Fläche, die der Waldmeierklasse F zuzuordnen und z.B. mit Hilfe einer Sonnenfinsternisbrille mit bloßem Auge zu erkennen ist.

Am ersten Tag ihrer Sichtbarkeit am 2. Januar wurde zu Tagesbeginn ein M1.7-Flare beobachtet, später stieg aus dem Gebiet zwischen der AR 11944 und der AR 11943 – letztere hat sich mittlerweile weitgehend aufgelöst – ein M4.0-Flare auf, der mit einem 28min andauernden Radioausbruch bei 10,7cm Wellenlänge (ein sog. Tenflare, Typ IV) sowie einem starken Koronalen Massenauswurf (CME) verbunden war. Aufgrund der Position der Gruppe ging der Teilchenschauer weitgehend an der Erde vorbei, das Magnetfeld wurde am 7.1. ab 15:25 MEZ nur von einigen schwachen Ausläufern gestreift. Weitere Ereignisse fanden am gleichen Tag um 11:12 MEZ (M7.2 inkl. Radioausbruch von 5min) und um 19:32 MEZ (X1.2-Flare samt CME) statt. Der X-Flare ging ebenfalls aus dem Bereich zwischen der AR 11943 und der AR 11944 hervor, mit einer erdwärts gerichteten Komponente und einer Teilchengeschwindigkeit von rund 1500km/s.

Insgesamt ist das Gebiet rund um die AR 11944 derzeit das auf allen Wellenlängen aktivste auf der erdzugewandten Seite der Sonne. Seine deltaförmige magnetische Struktur deutet einerseits auf eine große Stabilität der Gruppe hin, bietet aber eher Chancen auf schwächere M- statt auf kräftige X-Flares, da letztere eher bei unruhigen Magnetfeldern entstehen. Die Dimensionen der Fleckengruppe sind beeindruckend: Die Gesamtlänge betrug am 7.1. 210000km, der voranschreitende Fleck wies einen Durchmesser von 67000km, seine Umbra einen von 32000km auf (Daten gemessen von Andreas Viertel). Die Gruppe hat mittlerweile den Sonnenmeridian passiert und strebt dem Westrand zu.

Manfred Holl

H-alpha-Network des NSO:
halpha.nso.edu
Animation zu Bewegungen in der R 11944:
sdowww.lmsal.com/sdomedia/h264/2014/01/04/SSW_cutout_20140104T1900-20140104T2038_AIA_131-193-171_S11E34.mov
Aktuelle Sonnenaktivität:
www.solarham.net/news.htm

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