Mein bestes Astrofoto – MAGELLANSCHE WOLKE im Horizontdunst

Abb.: Die Große Magellansche Wolke, aufgenommen von Namibia aus [T. Simm]

Meinen ersten Besuch auf der Astrofarm Kiripotib in Namibia werde ich sicher nie mehr vergessen: beeindruckende Landschaften, wunderbar dunkler Sternhimmel und viele exotische Südhimmelobjekte, die es zu fotografieren galt. Als Student mit kleinem Geldbeutel hatte ich nur meine bereits ziemlich in die Jahre gekommene Canon EOS 350Da und einige Objektive dabei. Für die Nachführkontrolle sollte der Lacerta MGEN Autoguider in Kombination mit einem mitgebrachten 70/500mm Leitrohr sorgen. Diese Ausrüstung musste mit der angemieteten und daher nie zuvor genutzten Montierung harmonieren, um gute Astrofotos zu erlauben, was in den allermeisten Nächten auch der Fall war. Für eine der letzten Nächte des Urlaubs hatte ich mir vorgenommen, unbedingt noch die Große Magellansche Wolke mit meinem 200mm Objektiv formatfüllend aufzunehmen.

Wenn die Technik streikt

Da die Große Magellansche Wolke zur Reisezeit Ende Mai nach Ende der astronomischen Dämmerung bereits recht tief stand, durfte keine Zeit verloren werden. So verzichtete ich sogar auf die stets vorzügliche Nachspeise des Abendessens, um keine wertvolle Belichtungszeit zu verschenken. Das Objekt der Begierde war schnell eingestellt und die Serienaufnahmen liefen standardmäßig – alles sollte also klappen. Nach ein paar Aufnahmen kam der liebe Astrobetreuer Rolf Scheffer vorbei und brachte mir die verpasste Nachspeise in die Sternwarte, die ich so noch mehr genießen konnte. Doch plötzlich begann der Autoguider zu spinnen, korrigierte den Leitstern immer wieder in die falsche Richtung und Aufnahme um Aufnahme ging verloren. Ich wusste nicht, was los war, hatte doch die Nächte zuvor immer alles reibungslos funktioniert. Die Magellansche Wolke bewegte sich aber unaufhaltsam dem Horizont entgegen, so blieb keine Zeit für Fehlersuche. Kurzerhand beschloss ich daher zu versuchen, mit dem MGEN-Autoguider manuell nachzuführen, was ich vorher noch niemals getan hatte. Da der Autoguider dafür eigentlich nicht ausgelegt ist, fehlte natürlich ein Fadenkreuz auf dem kleinen Bildschirm des Guiders und so war es ziemlich anstrengend, den Leitstern bei jeder kleinen Bewegung sofort wieder in die gedankliche Mitte des Fensters zu verschieben. Die nächste Stunde starrte ich so konzentriert auf meinen MGEN, dass ich für meine mitgereisten Freunde praktisch nicht ansprechbar war, die von Zeit zu Zeit bei mir vorbeischauten. Ohne zu wissen, ob sich die Mühe überhaupt lohnt, führte ich manuell weiter nach, bis die Magellansche Wolke langsam im Horizontdunst verblasste.

Ende gut, alles gut

Zum Glück stellte sich bei der späteren Inspektion der Einzelaufnahmen heraus, dass nahezu alle manuell nachgeführten Bilder verwendbar waren. Ansonsten hätte die Magellansche Wolke bis zur nächsten Namibia-Reise auf Vollendung warten müssen. Zu den einzelnen 7-minütigen Aufnahmen hatte ich entsprechende Darks für die Dunkelstromsubtraktion aufgenommen. Das kalibrierte Summenbild wurde dann in PixInsight einer Farbkalibrierung unterzogen, mithilfe von »MultiscaleLinearTransform« unter Verwendung einer passenden Objektmaske rauschreduziert und dann mit »HistogrammTransformation « manuell aufgehellt. Als letzter Schliff wurde das Bild wiederum mit »MultiscaleLinearTransform« geschärft und die Farbsättigung etwas angehoben. Auch wenn ich das entstandene Bild nicht als mein definitiv bestes Astrofoto bezeichnen würde und ich die Magellansche Wolke irgendwann hoffentlich noch bei höherem Himmelstand ablichten werde, bin ich mit dem Ergebnis doch recht zufrieden, vor allem weil mich diese Aufnahme doch gehörig ins Schwitzen brachte. Torben Simm

IM DETAIL: Technik und Bearbeitung

Optik: EF 200mm f/2.8L II USM (Canon)
Montierung: Knopf Mk100
Kamera: Canon EOS 350Da
Belichtungszeit: 13×7min bei ISO 400 + Darks
Bildbearbeitung: PixInsight 1.8

Torben Simms Beitrag, aus der Rubrik Mein bestes Astrofoto, erschien erstmalig in Heft 16 (August/September 2018) von Abenteuer Astronomie.

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