Die indische Raumfahrtbehörde nimmt gerne viele internationale Passagiere mit, wenn sie ihre eigenen Satelliten startet: So war es auch heute beim Start eines Kartografie-Satelliten mit dem PSLV-C40: Außer dieser Hauptnutzlast waren 30 kleine Satelliten an Bord, die zusammen noch einmal dieselbe Masse zusammen brachten. Und drei davon haben einen astronomischen Bezug! Da wäre zum Beispiel der 10 x 20 x 30 cm große Arkyd-6 der Firma Planetary Resources, die irgendwann einmal Bergbau auf Asteroiden betreiben möchte. Interessante Ziele wollen aber erst einmal gefunden werden, und Arkyd-6 testet 17 Technologien für ein künftiges Weltraumteleskop, das den Wassergehalt von Asteroiden feststellen soll. Denn der langfristige ‚Geschäftsplan‘ sieht vor, zunächst interplanetaren Tankstellen einzurichten, bevor auch nur an den systematischen Abbau von Erzen gedacht werden kann. Das wichtigste Instrument auf Arkyd-6 ist daher die Infrarotkamera MWIR für 3 bis 5 µm Wellenlänge, die vor allem an der Erde aber aus ausgewählten anderen Himmelskörpern getestet werden soll.
Der einzige Satellit der drei, der bereits Vollzeit Astronomie betreiben soll, ist der französische PicSat – und ein Weltraumteleskop dieser Art gab es noch nie: Es soll permanent immer denselben Stern anstarren und seine Helligkeit messen! Das Ziel ist Beta Pictoris, der von einem Exoplaneten auf einer langen Umlaufbahn umkreist wird – und zwischen jetzt und dem Sommer 2018 vermutlich vor dem Scheibchen des Stern her ziehen wird. Von detaillierten Beobachtungen dieses Transits verspricht man sich eine Menge neue Erkenntnisse über das System, insbesondere mit einem High-End-Spektrografen der ESO sind Messungen geplant – aber dafür ist ein frühestmöglicher Alarm notwenig, wenn sich der Stern leicht zu verfinstern beginnt. Nur zu diesem Zweck ist der 10 x 10 x 30 cm große PicSat in einer Rekordzeit von nur 3 Jahren gebaut worden, und manches muss improvisiert werden – zum Beispiel der Datenempfang, der bei niedrig fliegenden Kleinstsatelliten immer ein Problem darstellt: Sobald der Satellit gut arbeitet, werden Amateurfunker rund um die Welt aufgefordert, nach die Messdaten seines 5-cm-Teleskops einzufangen. Der dritte Satellit ist CANYVAL-X von der NASA, wobei das Akroynm schon fast für einen ganzen Artikel steht: „CubeSat Astronomy by NASA and Yonsei using Virtual Telescope Alignment eXperiment“. Amerikaner und Koreaner wollen hier gemeinsam ausprobieren, ob zwei frei fliegende Satelliten – 10 x 10 x 10 und 10 x 10 x 20 cm groß, wie die beiden anderen auch aus der CubeSat-Familie – so gut zu einander orientiert werden können, dass sie ein großes optisches Weltraumteleskop bilden. CANYVAL-X ist noch ein reines Technologieexperiment, bei dem die Manöver anhand von Lasern durchgeführt werden und keine tatsächlichen astronomischen Beobachtungen gemacht werden sollen. Besonders scharf wird man das Experiment übrigens bei der ESA beobachten, die gar nicht daran beteiligt ist. Sie plant – frühestens Ende 2020 allerdings – mit Proba 3 die erste operative Anwendung genau dieser Technologie, um eine nahezu perfekte künstliche Sonnenfinsternis zu erzeugen: Der eine Satellit spielt Mond und schiebt sich vor die Sonne, deren Korona der andere dann fast ungestört und lange untersuchen kann.Ähnliche Artikel
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