Die NASA fliegt zu Rosettas Komet (und zurück) – oder über den Saturnmond Titan

Einer der beiden Finalisten für die vierte New-Frontiers-Mission der NASA am Ziel: CAESAR entnimmt Proben des altbekannten Kometen "Chury", um sie gut gekühlt zur Erde zu bringen. [NASA]

Die NASA traut sich was: Unter 12 Vorschlägen für die vierte interplanetare Mission im Rahmen des aufwändigen Programms New Frontiers hat sie heute zwei Finalisten bekannt gegeben, die beide technologisches Neuland betreten würden. Entweder geht die Reise zum Kometen Churyumov-Gerasimenko, von dem Proben zur Erde gebracht würden – oder auf dem Titan wird eine Art Drohne abgesetzt, die von Ort zu Ort fliegen und immer wieder landen kann. Im Juli 2019 fällt die Entscheidung, gestartet wird vor Ende 2025 – aber Ergebnisse gäbe es in beiden Fällen erst tief in den 2030-er Jahren.

Für die beiden Finalisten bezahlt die NASA nun einjährige Phase-A-Konzeptstudien, die u.a. die technischen Risiken näher benennen und im Januar 2019 vorgelegt werden müssen (zudem wird noch etwas in Technologie-Entwicklungen für zwei der anderen Kandidaten, zur Venusoberfläche und zum Saturnmond Enceladus, investiert). Gewinnt am Ende die Kometenmission CAESAR (Comet Astrobiology Exploration Sample Return), dann geht die Reise zum vom Orbiter Rosetta und Lander Philae aus Europa 2014 bis 2016 eingehend erforschten Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko: Den Ziel-Kern schon zu kennen, verringert das Missionsrisiko deutlich. Die Probenkapsel basiert auf derjenigen der japanischen Asteroiden-Mission Hayabusa: Ihr Design ist einmalig, denn sie wirft während des Wiedereintritts den heiß gewordenen Hitzeschild ab, so dass die Proben schön kühl bleiben. Und das ist wichtig, denn es sollen neben felsigen Bestandteilen auch gefrorene Gase möglichst heil die irdischen Labore erreichen – voraussichtlich im Jahr 2038. Das wäre ein bemerkenswerter Schlusspunkt nach über 50 Jahren, denn Rosetta war der europäische Überrest einer amerikanisch-europäischen Kometen-Sample-Return-Mission, die in den 1980-er Jahren vorbereitet wurde …

Abb.: Der andere New-Frontiers-Finalist Dragonfly auf dem Saturnmond Titan: Landung am Fallschirm, weiter mit Rotoren als autonome Drohne. [NASA]

Der andere Finalist ist ein Dual-Quadcopter namens Dragonfly (Libelle), der – im Jahr 2034 – auf der Oberfläche des Saturnmonds Titan abgesetzt werden würde: Auch hier ist die Reduzierung des Missionsrisikos gegeben, denn der NASA-Orbiter Cassini hat den Mond ausgiebig im Infraroten und mit Radar kartiert, und der abermals europäische Lander Huygens hat sogar schon eine Landung überstanden. Der – im Gegensatz zu CAESAR – nuklear betriebene Dragonfly würde es damit aber nicht bewenden lassen, sondern als autonome Drohne von einem Ort zum nächsten fliegen, dutzende bis hunderte Kilometer weiter: Die dichte Atmosphäre Titans macht das möglich. Vier wissenschaftliche Instrumente kämen dann jeweils zum Einsatz – und eine Gemeinsamkeit mit CAESAR wäre, dass es ebenfalls im weitesten Sinne um Astrobiologie ginge, die Erforschung von urtümlicher organischer Chemie, die bei der Entstehung des Lebens eine Rolle gespielt haben könnte. Bei den drei Vorgängern in der New-Frontiers-Reihe – New Horizons zu Pluto und einem zweiten Kuiper-Gürtel-Objekt, Juno zum Jupiter und OSIRIS-REx zu einem Asteroiden – war dies kein zentrales Thema.

LINKS:

NASA Release zur Wahl der Finalisten: https://www.nasa.gov/press-release/nasa-invests-in-concept-development-for-missions-to-comet-saturn-moon-titan
Details einiger der 12 Vorschläge: http://www.thespacereview.com/article/3345/1
Homepage des Dragonfly-Projekts: http://dragonfly.jhuapl.edu

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