Im dritten und letzten Anlauf ist es vorgestern endlich geglückt: In den tiefen Süden Argentiniens ausgeschwärmten Astronomen mit Amateurteleskopen ist es gelungen, die Bedeckung eines Sterns 12. Größe durch das kleine Objekt 2014 MU69 im Kuiper-Gürtel jenseits der Neptun-Bahn zu beobachten. Am 1. Januar 2019 wird die NASA-Sonde New Horizons, die vor zwei Jahren den Pluto besucht hatte, dicht an diesem Himmelskörper vorbei schießen: Die – noch nicht mitgeteilten – Erkenntnisse aus der Sternbedeckung helfen bei der Vorbereitung dieses Manövers.
Vieles war ungewöhnlich gewesen bei der groß angelegten Beobachtungskampagne, die drei Sternbedeckungen am 3. Juni und 10. und 17. Juli umfasste, bei denen der Schatten von 2014 MU69 jeweils über die Südhemisphäre der Erde huschen sollte. Auf die erste war mit „Zäunen“ mobiler Teleskope senkrecht zum erwarteten Pfad des Schattens in Südafrika und Argentinien gewartet worden, beim zweiten Mal hatte sich die gerade in Neuseeland stationierte fliegende Sternwarte SOFIA unter dem berechneten Schattenweg positioniert (und Großteleskope in Chile schauten auch hin), und nun waren wiederum nur die mobilen Teleskope in Argentinien im Einsatz. Überwiegend wurden Dobson-Teleskope mit 40 cm Öffnung eines bekannten Herstellers eingesetzt, computergesteuert und mit elektronischen Kameras ausgestattet, die mit möglichst hoher Bildrate die Zielsterne aufnehmen sollten. Bei dem Versuch im Juni war das schwierig, da der Stern nur 15. Größe hatte, was relativ lange Belichtungszeiten erzwang – und keine der Stationen in Afrika wie Südamerika registrierte eine eindeutige Helligkeitsabnahme. Das konnte viele Gründe haben, von Problemen bei der Berechnung der Schattenzone auf der Erde (in die immerhin Astrometrie von 2014 MU69 mit dem Hubble Space Telescope und exklusive Positionsdaten des Sterns vom Gaia-Satelliten eingegangen waren) bis zu ungewöhnlichen Eigenschaften des Objekts.
Ein Ergebnis der SOFIA-Beobachtungen vom 10. Juli ist bisher nicht bekannt geworden, aber ein eindeutiges kurzes Verschwinden des wiederum 15m schwachen Sterns war in Echtzeit wohl nicht gesehen worden. Immerhin konnte diesmal mit einem 2,5-Meter-Teleskop (und seiner Zielkamera für die Filmaufnahme mit 3,5 Bildern pro Sekunde) gearbeitet werden, was ein Signal-zu-Rausch-Verhältnis von etwa 70 ermöglichte: Auch Schwächungen des Sterns durch eventuelles Klein-Material unter Hubbles Nachweisgrenze in der Nähe des New Horizons-Ziels – das die Sicherheit der Sonde gefährenden könnte – sollte sich in den aufgezeichneten Daten bemerkbar machen. Erst der dritte und letzte Versuch hat aber nun den Erfolg komplett gemacht: Mindestens 5 der 24 aufgestellten Teleskope registrierten ein kurzes Verschwinden des Sterns durch mutmaßlich 2014 MU69 selbst. Damit sollte sich rückwirkend der Abstand der Teleskope am Boden und SOFIAs vom Schatten-Pfad der beiden vorangegangenen Bedeckungen berechnen lassen, was erst Rückschlüsse über die Distanz eventuellen zusätzlichen Materials vom Hauptkörper – bzw. dessen Abwesenheit – erlauben wird. Und aus dem halben Dutzend „Sehnen“ durch den Körper des kleines Kuiper-Gürtel-Bewohners, die die erfolgreichen Teleskope maßen, sollte sich einiges über seine Größe, seine Reflektivität (durch Kombination mit Hubbles direkter Helligkeitsmessung) und seine Form lernen lassen.
LINKS:
Erfolgsmeldung: https://www.nasa.gov/feature/nasa-s-new-horizons-team-strikes-gold-in-argentina
Details der drei Bedeckungen: http://www.boulder.swri.edu/mu69_occ
Homepage der Kampagnen (mit Videos): http://pluto.jhuapl.edu/Mission/KBO-Chasers.php
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