Selten lagen Verheißung und Wirklichkeit so weit auseinander wie heute in Sachen Hubble Space Telescope und Jupitermond Europa: Seit Tagen hatte die NASA mit geheimnisvollen Andeutungen Werbung für eine Pressekonferenz zu neuen Erkenntnissen über diese Eiswelt gemacht, selbst einen „Spoiler alert: NOT aliens“ fügte man launisch hinzu. Was dann tatsächlich auf dem Tisch lag, war ein ungewöhnlich kleinlautes wissenschaftliches Paper, das fast nur von dem energischen Bemühen handelt, in Daten des Hubble-Instruments STIS jene kommenden und gehenden Wasserdampfwölkchen über dem Rand Europas direkt zu sichten, die Hubble 2012 schon indirekt nachgewiesen zu haben schien. Das waren die ersten Hinweise auf Ausgasungen des Mondes, der nach Erkenntnissen des früheren Jupiter-Orbiters Galileo in seinem Inneren einen gewaltigen salzigen Ozean besitzt.
Diesmal war Europa im fernen Ultravioletten bei 150 nm Wellenlänge vor der Scheibe Jupiters aufgenommen worden, an 10 Tagen über 15 Monate 2013-2015 verteilt. Und auf den Bildern sehr hart an der Rausch- wie Auflösungsgrenze meinen die Autoren an drei dieser Tage tatsächlich nach aufwändiger Bildverarbeitung kleine absorbierende Objekte am Rand des Mondes zu sehen (in den Abbildungen oben hell dargestellt und extrem im Kontrast verstärkt) – es könnten aber auch Artefakte sein, wenngleich ohne offensichtliche Ursache. Viel mehr als dass da wohl gelegentlich und zu zufälligen Zeitpunkten etwas von dem flüssigen Wasser unter Europas Eiskruste nach draußen gelangt, ist auch den neuen vagen Daten nicht zu entlocken: Sollte sich das bestätigen, hätten künftige Raumsonden freilich eine Chance, ohne selbst zu bohren auf den Europa-Ozean zuzugreifen.
Daniel Fischer
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