100 Jahre Allgemeine Relativitätstheorie: zu Recht gefeiert

Ein kaum bekanntes Foto Albert Einsteins, aufgenommen im Alter, von seinem Kollegen Yoichiro Nambu an der Princeton University, der ihm oft eine Mitfahrgelegenheit anbot – denn Einstein besaß nie einen Führerschein. [via Peter Freund]
Ein kaum bekanntes Foto Albert Einsteins, aufgenommen im Alter, von seinem Kollegen Yoichiro Nambu an der Princeton University, der ihm oft eine Mitfahrgelegenheit anbot – denn Einstein besaß nie einen Führerschein. [via Peter Freund]

Es war in diesem Monat vor 100 Jahren: Viermal wurde Albert Einstein, 36, bei der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin vorstellig, um immer wieder neue Manuskripte abzuliefern, die in den – »Sitzungsberichten« der gelehrten Gesellschaft, deren Mitglied der Physiker seit 1914 war, erscheinen sollten. Im Gegensatz zur verbreiteten Darstellung, dass er dabei jedes Mal einen Vortrag gehalten habe, weiß man inzwischen, dass er es meist mit der Vorlage der Texte während der Sitzungen der naturwissenschaftlich-mathematischen Klasse bewenden ließ. So war es auch am 25. November 1915, als die Übergabe der »Feldgleichungen der Gravitation«, im späteren Druck nur 3½ Seiten lang, die Allgemeine Relativitätstheorie (ART) vollendete – acht Jahre nachdem Einstein die grundlegenden Ideen von der Äquivalenz von Beschleunigung und Schwerkraft und der Krümmung des Raumes als Ursache der letzteren gekommen waren. Die mathematische Formulierung hatte ihn dann freilich – auch im Wechselspiel mit anderen Theoretikern – erhebliche Zeit und Nerven gekostet, und so ist die Fertigstellung des Gesamtwerkes des Gedenkens allseits am 25.11. fraglos würdig gewesen.

Zumal es bis heute nicht nur Bestand hat, sondern gerade jetzt bedeutender denn je da steht: Zwar löste die ART mit einem Schlag ein großes Rätsel der Astronomie, die Periheldrehung der Merkurbahn, und eine weitere Voraussage, die Ablenkung des Lichts durch die Schwerkraft der Sonne, konnte schon 1919 nachgewiesen werden. Doch blieb die ART die nächsten 50 Jahre ein scheinbar weltfremdes mathematisches Kuriosum, das – im Gegensatz etwa zur Quantenmechanik – das irdische Leben einfach nicht berührte. Der Graben war so weit, dass bei den ersten Navigationssatelliten in den 1960er Jahren die Ingenieure einen Schalter einbauten, um die Mathematik der ART nach Wunsch ausschalten zu können: Sie wollten nicht recht glauben, dass da ein Effekt auftreten würde. Natürlich war er doch da, und der Schalter wurde nie betätigt, den es bei den heutigen GPS-Satelliten selbstverständlich nicht mehr gibt: Ohne die ART-Korrektur der Atomuhren an Bord (die fern der Erde ein bisschen schneller laufen), läge die Positionsbestimmung am Boden um viele Dutzend Meter daneben.

Daniel Fischer

Kurzes Video zur ART:
dw.com/de/100-jahre-allgemeine-relativit%C3%A4tstheorie/av-18865156
Der lange Weg zur ART:
nature.com/news/history-einstein-was-no-lone-genius-1.18793
ART von A bis Z:
perimeterinstitute.ca/node/96074

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