Zwei Drittel der Sterne in der Milchstraße sind Einzelsterne

Die Mehrheit der Sterne in der Milchstraße ist keineswegs Teil eines Doppel- oder gar Mehrfachsystems: Dieser verbreitete Eindruck ist offenbar ein Irrtum! Und wie Charles Lada jeder hätte eigentlich jeder drauf kommen können, denn die eindeutigen Ergebnisse etlicher Himmelsdurchmusterungen einerseits und Erkenntnisse über die Sternbildung andererseits brauchte man nur einmal zusammenzufügen. Seit Anfang der 1990-er Jahre ist nämlich wieder und wieder bestätigt worden, dass die Häufigkeit von Doppel- und Mehrfachsystemen eine klare Funktion der Spektralklasse ist: Während bei den sehr seltenen Riesensternen der Klassen O und B 80% Doppelsterne sind, fällt der Prozentsatz bei den G-Sternen wie der Sonne auf 57% – und bei den Zwergsternen der Klasse M gar auf 26% (und auf 15% für Braune Zwerge). Nun hat man aber gleichzeitig gelernt, dass diese M-Zwerge der häufigste Sterntyp in der Milchstraße sind, weil hier bevorzugt Sterne mit 0,1 bis 0,5 Sonnenmassen gebildet werden: Zu grösseren (wie auch kleineren) Massen hin sind es drastisch weniger. Drei von vier neuen Sternen sind M-Zwerge, und sie leben überdies länger als alle anderen.

Nicht weniger als 84% der Sterne der heutigen Milchstraße sind demnach M-Zwerge, und wenn man alle Zahlen kombiniert, dann folgt daraus: 69% aller Sterne insgesamt – mehr als 2/3 – sind Einzelsterne! Die Theoretiker der Sternbildung sollten also fürderhin wieder mehr über Prozesse nachdenken, die Einzelsterne produzieren, auch wenn man natürlich mit Mehrfachsystemen beginnen könnte, die es dann in dichten Sternhaufen gleich wieder zerreisst. Und Lada glaubt, dass man angesichts der zahllosen einsamen M-Zwerge in der Galaxis noch mehr Exoplaneten als bisher schon vermuten dürfe. Allerdings gibt es auch theoretische Überlegungen wie tatsächliche Statistik am Himmel, die es nahelegen, dass zwei Sonnen der Planetenbildung sogar förderlich sein können – damit ist es nicht ausgemacht, dass mehr einsame Sterne auch direkt mehr Planeten in der Milchstraße bedeuten. Ein M-Zwerg mit erdähnlichem Planet in passendem Abstand wäre indes eine gute Zuflucht für die Menschheit, wenn es mit der Sonne einmal zuendegeht: Diese Sterne strahlen gern bis zu einer Billion Jahre lang – 100-mal länger als die Sonne – und weitgehend konstant, während rundherum die Galaxie schon in Trümmer fällt …

Daniel Fischer

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