Schon fünf Sterne bekannt, die aus der Milchstraße fliehen

Hypergeschwindigkeitssterne werden sie auch genannt: Sterne, die derzeit mit einer derartigen Geschwindigkeit durch die Milchstraße sausen, dass sie deren Schwerefeld demnächst für immer verlassen werden. Der erste Vertreter dieser exotischen Sternpopulation wurde erst vergangenes Jahr von Brown et al. (Astroph.J. 622 [20.3.2005] L33-7) entdeckt: 709 km/s ist dieser Stern relativ zur Milchstraße (und sogar 850 km/s relativ zur Sonne) schnell und bereits im Halo der Galaxis angekommen. Aber seine Reise begonnen hatte er rund 80 Mio. Jahre früher, wie auch die meisten der anderen inzwischen fünf hyperschnellen Sterne, die man kennt (einer kam allerdings möglicherweise aus der LMC herübergeschossen), in der Nähe des Galaktischen Zentrums.

Wenn nämlich dort ein Doppelstern der zentralen Masse (dem mutmasslichen supermassiven Schwarzen Loch Sgr A* mit seinen 3 Mio. Sonnenmassen auf engstem Raum) zu nahe kommt, besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass es das Paar zerreisst und ein Partner als hyperschneller Stern davonschiesst. (Der andere bleibt dann in der Nähe von Sgr A* auf einem elliptischen Orbit zurück; solche Sterne scheint man tatsächlich auch zu finden.) Ein anderer Mechanismus ist überhaupt nicht bekannt, der Sterne von mehreren Sonnenmassen wie die bisher gefundenen hyperschnellen auf derartige Geschwindigkeiten beschleunigen könnte. Die beiden neuesten Funde gelangen im Rahmen einer sehr gezielten Suche, denn Hypervelocity-Sterne bieten sich geradezu als Werkzeug an, um die extremen Bedingungen in der Nähe des Galaktischen Zentrums näher zu erkunden. Rund 1000 dieser Art dürften zu jedem Zeitpunkt durch die Milchstraße schiessen – und der intergalaktische Raum sollte voll von solchen Irrläufern aus unserer und vielen anderen Galaxien sein.

Daniel Fischer

Share
Published by
Daniel Fischer

Recent Posts

Astronomie im Winter: 3 schnelle Tipps, für die Beobachtung

Im Sommer wundervoll warm aber Astronomie im Winter eine Zumutung? Von wegen. Was Sie machen…

4 Jahren ago

Spix‘ Blick zum Mond: Hesiodus – Lichtspiele und Doppelwall

Die letzte Ausgabe des »Blicks zum Mond« ist noch einmal etwas für Frühaufsteher. Am 1.…

5 Jahren ago

Was ist eigentlich … 66?

Keine Sorge! Ich werde jetzt definitv nicht in irgendwelchen numerologischen Geheimnissen herumkramen und mich über…

5 Jahren ago

InSights Solarzellen offen – mehr Bilder

Nach der perfekten Landung von InSight auf dem Mars und dem Empfang des ersten Bildes…

5 Jahren ago

Eine Landung wie nach Drehbuch: InSight steht in der Elysium Planitia

Die Landung vom InSight auf dem Mars ist noch perfekter abgelaufen als erhofft. Nicht nur…

5 Jahren ago