Völlig überraschend hatte der Sonnensatellit SDO am 5./6. Juli 2011 im fernen Ultravioletten 20 Minuten lang beobachten können, wie ein »sonnenkratzender« Komet durch die innere Korona und über die Sonnenscheibe zog und sich dabei auflöste. Interessanterweise ist immer noch nicht völlig klar, wieso der zuvor von einem anderen Sonnensatelliten entdeckte und daher C/2011 N3 (SOHO) getaufte Komet bei Wellenlängen von 13nm bis 21nm überhaupt so hell wurde, dass er selbst vor der hier hell leuchtenden Sonnenkorona noch heller als diese erschien. Der Hauptmechanismus dürften Zusammenstöße des Kometengases mit dem Plasma der inneren Korona sein, durch die er, dem Perihel nahe, mit rund 650m/s schoss: Dabei wurde sein Gas ionisiert und strahlte im UV, als es wieder in einen niedrigeren Anregungszustand zurückfiel. Auch Ladungsaustausch mit dem Koronaplasma könnte eine Rolle gespielt haben wie überhaupt eine innige Wechselwirkung des Kometengases mit seinen schweren Ionen und dem leichten Sonnenplasma. Hell aufgeleuchtet hat allerdings nur der Schweif von C/2011 N3, während seine kleine Koma auf den SDO-Aufnahmen stets dunkler als die Sonnenoberfläche erschien.
Bis auf etwa 100000km kam der Komet an die Sonnenoberfläche heran, bevor das UV-Signal verschwand und er sich offenbar vollständig aufgelöst hatte: In den letzten zehn Minuten verlor C/2011 N3 zwischen 600 und 60000 Tonnen Material, wie sich aus der Abbremsung des Schweifs in der Korona abschätzen lässt. Der Absorptionsgrad der Koma wie die Helligkeit des Schweifs deuten eher auf eine Masse am höheren Ende des möglichen Bereichs hin, was für einen effektiven Durchmesser des Kerns dieses Kreutz-Kometen von etwa 50 Metern spricht. Allerdings muss der Kern kurz vor dem Ende bereits in vielleicht ein Dutzend Brocken größer als 10m zerbrochen sein, denn die hohe Gasfreisetzung lässt sich nur durch zusätzlich geschaffene Oberfläche verstehen. Auch ein regelrechtes Pulsieren des Schweifs würde zu einer noch weiter fortschreitenden Fragmentierung passen. Nachdem der Komet als solcher aufgehört hatte zu existieren, waren seine Gase Bestandteil der Sonnenatmosphäre geworden – und damit auch des späteren Sonnenwinds: Da fast jeden Tag ein kleiner Komet in die Sonne stürzt, sollte dieser Teilchenstrom tatsächlich einen nicht zu vernachlässigenden kometaren Anteil besitzen, der sich z.B. durch einen kleinen Sauerstoff-Überschuss verraten könnte. Die sonnenkratzenden Kometen bieten sich somit als unverhoffte Probekörper an, mit denen die sonst völlig unerreichbare innere Sonnenkorona »vor Ort« untersucht werden kann.
Daniel Fischer
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