CRTS: 20 Milliarden Helligkeiten von 200 Millionen Sternen

Ein gewaltiges »Abfallprodukt« der zur Zeit erfolgreichsten Kleinplanetenjagd ist jetzt der Astrophysik zugänglich gemacht worden: Während das 70cm-Teleskop auf dem Mt. Bigelow in Arizona im Rahmen dieses Catalina Sky Survey den Himmel nach erdnahen Kleinplaneten abtastet, werden auch alle anderen punktförmigen Objekte zwischen 12,m5 und 20m Helligkeit erfasst und gespeichert. Im Lauf der vergangenen sieben Jahre sind so rund 20 Milliarden Helligkeitsmessungen – besser als 0,m1 genau – von 198 Millionen Objekten an etwas mehr als der halben Himmelssphäre zustande gekommen, macht im Schnitt 100 Werte pro Objekt. Plötzlich neu aufgetauchte Lichtpunkte, die sich aber nicht bewegen, werden dabei im Rahmen des Catalina Real-Time Transient Survey (CRTS) augenblicklich publik gemacht, so dass sich andere Teleskope um die Detailbeobachtung kümmern können, während die allnächtliche Himmels­durchmusterung weitergeht, alle anderen Helligkeitsdaten werden archiviert.

Mehr als 1000 Supernovae in anderen Galaxien sind auf diese Weise schon entdeckt worden, darunter mancher Exot, 3000 andere Ereignisse von Zwergnova-Ausbrüchen in der Milchstraße bis hin zu Eruptionen aktiver galaktischer Kerne – und zehntausende unbekannte Veränderliche Sterne: dieselbe Größenordnung wie alle zuvor in der gesamten Astronomiegeschichte entdeckten rund 40000 Veränderlichen zusammen! Da der CRTS mit Sternen heller als 12,m5 allerdings nichts anfangen kann und auch das gesamte Milchstraßenband ausgespart wird, haben auch andere Veränderlichen-Suchprogramme noch ihre Nischen. Das Gesamtarchiv von CRTS steht nun allen Astronomen zur Verfügung, und das ist erst der Anfang: Zum Catalina Sky Survey gehören schließlich auch ein 1,5m-Teleskop auf dem Mt. Lemmon (ebenfalls in Arizona) und ein 50cm-Teleskop im australischen Siding Spring – deren stellare Daten ebenfalls archiviert worden sind und bald auch publik werden sollen. Die Datenflut des CRTS stellt dabei eine interessante Generalprobe für die Ära des Large Synoptic Survey Telescope (LSST) dar, das mit 8,4m Spiegeldurchmesser bis 24,m5 tief reichen und den gesamten Himmel alle drei bis vier Tage abtasten wird.

Daniel Fischer

Caltech-Veröffentlichung:
media.caltech.edu/press_releases/13486
Veröffentlichung der Univ. of Arizona:
uanews.org/node/43845
Würdigung:
www.skyandtelescope.com/community/skyblog/newsblog/137519153.html
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