»Wasser auf dem Mars«: was es diesmal war

Typische Recurring Slope Lineae (RSL) auf dem Mars in einem Paar von Aufnahmen des Kraters Palikir mit der Kamera HiRISE auf dem Mars Reconnaissance Orbiter, die in etwa einem Jahr Abstand gemacht wurden: Zwar sind die Blickwinkel etwas unterschiedlich, aber gegenüber der Topografie sind deutliche Veränderungen an den RSL zu sehen. Unter anderem hier wurden nun auch die CRISM-Messungen gemacht. [NASA/JPL/University of Arizona]

Man kann es schon gar nicht mehr zählen, wie oft in den vergangenen Jahrzehnten eine Raumfahrtbehörde – meist die NASA – die »Entdeckung von Wasser auf dem Mars« verkündet hat, mit der Vision eines doch nicht so lebensfeindlichen Wüstenplaneten. Falsch war das zwar nie, nur hat sich das Marswasser immer gut versteckt: in den Polkappen, vermischt mit dem Boden oder unterirdisch in tiefen Schichten. Nun aber hat das Spektrometer CRISM auf dem Mars Reconnaissance Orbiter der NASA die klarsten Hinweise auf heute zeitweise auf der Oberfläche vorhandenes flüssiges Wasser gefunden, allerdings mit einem so hohen Salzgehalt, dass es alles andere als lebensfreundlich wäre: Genau genommen ist es eine Salzlake. Dem extremen Salzgehalt verdankt sie es allerdings auch, unter den harschen Umweltbedingungen des heutigen Mars überhaupt flüssig sein zu können, da er den Schmelzpunkt stark absenkt.

Gefunden wurde die spektrale Signatur von hydratisierten Salzen in den »Recurring Slope Lineae« (RSL), im Sommer auftauchenden dunklen Streifen an vielen Stellen der Marsoberfläche, die im Herbst wieder verschwinden und die einst die Kamera HiRISE auf demselben Satelliten entdeckt hatte. Schon eine Weile galt Salzlake als das naheliegende Medium, das das dunkle Material transportieren kann – und das CRISM-Signal der chemischen Hinterlassenschaften flüssigen Wassers tritt nur auf, solange die RSL besonders auffällig sind. Sein nun geglückter Nachweis ist mithin keine Überraschung, wohl aber eine beachtliche technische Leistung, musste doch die Messtechnik auf die Spitze getrieben werden. Die Wahrscheinlichkeit für heutiges (oder früheres) primitives Leben ist durch die Beobachtungen – entgegen manch überschwänglichem Kommentar – aber nicht größer geworden, dagegen ist das Verständnis der fernen Wüstenwelt als erstaunlich komplexes System mit sogar gewissen hydrologischen Zyklen wieder etwas größer geworden.

Daniel Fischer

Originalarbeit:
nature.com/articles/ngeo2546.epdf?shared_access_token=N6Kgxq1iITicLiVB5iMuJdRgN0jAjWel9jnR3ZoTv0PDgo3lQUDL4ARJHnZcnZ5auDUlPBkQrLQDOdiha3eX9OqxhrzJ1nFUMeLFT-Vc1Cr8ZemX4E1PtmcsitnI3ssAAGsR3fWIHExJKEqytVBCJjIPrVRCQNni07Pz__iJiHQ%3D
JHU APL Pressemitteilung:
crism.jhuapl.edu/newscenter/articles/20150928.php
NASA-Pressekonferenz:
youtube.com/watch?v=MRQ

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