Was die Leoniden im Rest des 21. Jahrhunderts bieten könnten

Fünfmal haben es die Leoniden um die Jahrtausendwende stürmen lassen, 1999 und je zweimal in einem halben Tag 2001 und 2002, mit Zenitstundenraten (ZHR) von 2300 bis 5000, aber seither ist die Erde keinem der Dust Trails des Ursprungskometen 55P/Tempel-Tuttle mehr wirklich nahe gekommen: Allenfalls auf 75 stieg die ZHR noch, 2006. (Wobei ein Einzelbeobachter nur unter Idealbedingung tatsächlich die volle ZHR sieht: Die visuelle Grenzgrösse muss 6,5m betragen und der Radiant sehr hoch stehen.) Was im Rest dieses Jahrhunderts zu erwarten ist, hat jetzt Mikhail Maslov aus Novosibirsk in umfangreichen Computersimulationen ergründet (WGN 35 #1 [Feb. 2007] 5-12). Danach stehen uns noch

  • Ausbrüche mit maximaler ZHR 100 bis 200 in den Jahren 2008 (130) und 2098 (150),
  • stärkere Ausbrüche mit ZHR 300 bis 500 in den Jahren 2022 (300), 2033 (300-400), 2034 (400-500), 2035 (350), 2037 (200-350), 2061 (300) und 2069 (300-350), und
  • genau ein Sturm mit einer ZHR > 1000 bevor, leider erst 2094 (1400).

Wie vertrauenswürdig sind Maslovs Prognosen? Da der Artikel auch »Postgnosen« für 2001 bis 2006 enthält, lässt sich das gut testen: Die Zeiten der Maxima, wenn die Erde durch einen alten Dust Trail saust, traf er regelmässig auf die Stunde wenn nicht ein paar Minuten genau. Doch die maximalen ZHRs aus seinem Modell stimmten nur bei sehr geringer Leoniden-Aktivität 2003 und 2004, während er bei den Stürmen ohne erkennbare Systematik mal bis zu 4-mal zu niedrig und dann wieder bis zu 70% zu hoch prognostizierte. Das sei eben schwierig, so Maslov zu interstellarum, und andere Leoniden-Prognostiker hatten auch ihre Probleme. Über die Zuverlässigkeit seiner Prognosen im ZHR-Bereich 100 bis 500 lässt sich leider noch gar nichts sagen: Solche mittleren Fälle gab es in diesem Jahrhundert noch nicht. Aber vielleicht den ersten schon nächstes Jahr, den laut Maslov auch andere »Simulanten« erwarten: Seien wir gespannt!

Daniel Fischer

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