Es ist noch nicht allzu lange her, da wurde der innere Nachbarplanet der Erde – die Venus – als eine Art Zwilling des blauen Planeten angesehen. Spätestens jedoch seit Venera 4, die am 18. Oktober 1967 in die Venusatmosphäre eintauchte, weiß man, dass sie zwar fast die gleiche Größe wie die Erde besitzt, sich aber in Bezug auf die Geologie und vor allem hinsichtlich ihrer Atmosphäre stark von ihr unterscheidet. Die Atmosphäre der Venus besteht hauptsächlich aus Kohlendioxid, was neben Spuren von Wasserdampf und Schwefeldioxid auch den Hauptgrund des ausufernden Treibhauseffekts darstellt, der am Boden für eine mittlere Temperatur von 464°C sorgt. Mit einer neu nachgewiesenen Ozonschicht in der Venusatmosphäre kommt jetzt allerdings wieder ein Merkmal hinzu, dass sie sich mit der Erde teilt. Der O3-Nachweis gelang in einer Schicht in 100km Höhe. Dort kommt es indes lediglich in Konzentrationen von etwa einem Prozent des irdischen Wertes vor, was einem Anteil von zehn bis hundert Millionen Molekülen pro Kubikzentimeter entspricht.
Wie Simulationsrechnungen nahelegen, kann eine biologische Entstehungshistorie nahezu ausgeschlossen werden, da die Bildung des Ozons sehr gut anhand chemischer Abläufe in der Atmosphäre nachvollziehbar ist. Dabei werden Kohlendioxid-Moleküle durch das Sonnenlicht aufgebrochen. Die auf diese Art freigesetzten Sauerstoff-Atome rekombinieren dann im weiteren Verlauf auf der kühleren Nachtseite des Planeten zu dreiatomigen Ozon-Molekülen sowie molekularem Sauerstoff. Die chemische Schlüsselreaktion ist also vermutlich bei der Venus dieselbe, wie auch auf der Erde. Die relativ hohen Ozonkonzentrationen der Erde hingegen lassen sich durch ein ausschließliches Aufbrechen von CO2-Verbindungen durch das Sonnenlicht nicht ausreichend erklären. Bei uns kamen in der Frühzeit der Erde Auswirkungen des Kohlendioxidstoffwechsels von photosynthetischen Organismen hinzu. Lange Zeit verfolgte man infolgedessen dann auch die Sichtweise, dass die gleichzeitige Anwesenheit von atomarem Sauerstoff, Kohlendioxid und Ozon in einer Atmosphäre ein sicheres Indiz für biologische Aktivität darstellen kann. Wie die Beispiele Mars (0,1% des irdischen Werts) und jüngst das der Venus zeigen, ist wohl nicht der gleichzeitige Nachweis der Anwesenheit dieser Stoffe zur Beurteilung einer möglichen biologischen Indikation entscheidend. Richtungweisend ist eher die Konzentration, in dem die chemischen Verbindungen in den Planetenatmosphären vorkommen.
Lars-C. Depka
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