Die Planeten jenseits des Saturn und die Monde der Planeten jenseits des Jupiter sind für die meisten Amateurastronomen kein Thema, erscheinen sie doch auf den ersten Blick lediglich als Lichtpunkte bzw. als winzige Scheibchen ohne jede Struktur. Aber die Fortschritte der Mess- und Beobachtungstechnik der letzten Jahre sind so gewaltig, dass im 21. Jahrhundert eine sinnvolle Beschäftigung mit drei besonderen Körpern des äusseren Sonnensystems möglich ist – und von der Fachastronomie sogar in stärkerem Masse gefordert wird als etwa bei »leichten« Planeten wie dem Mars! Der Uranus ist immerhin ähnlich groß wie der Mars in Erdferne, und seit er der Sonne mehr und mehr seinen Äquator zeigt (auf den wir 2007 exakt schauen werden), wird auch sein Wetter immer interessanter: Da sind z.B. Wolken erschienen, die es zur Zeit des Vorbeifluges von Voyager 2 im Jahre 1986 noch nicht gab und die sich jetzt v.a. im nahen IR bemerkbar machen. Aber auch das Erscheinungsbild des ganzen Planetenscheibchens im sichtbaren Licht ist interessanter geworden: Unabhängig voneinander fiel vergangenes Jahr G. Dittié und S. Schimpf (Bildchen oben) eine Zweiteilung des Planeten auf, die real zu sein scheint.
Die Darstellung des Uranus als rein blaue Kugel, wie sie – mit einem Augenzwinkern – der JPL Solar System Simulator anbietet, ist definitiv out, wie Dittié jetzt auf der 25. Planeten- und Kometentagung anmerkte. Und seiner Forderung nach Beobachtungen der äusseren Planeten sind entsprechende Aufrufe von Seiten der Fachastronomie schon vorausgeeilt, wobei insbesondere Ralph D. Lorenz vom Lunar & Planetary Laboratory der University of Arizona vorprescht (auf den jüngst Rosenberg in The Astronomer 43 #505 [2006 May] 21-4 verwies). Schon seit mehreren Jahren arbeitet er mit Amateurastronomen zusammen, die mit teilweise nur 20 cm großen Teleskopen erstaunliche Resultate bei Uranus, Neptun und Titan erzielt haben. Und zwar einerseits in Sachen Spektroskopie: Wesentliche Bestandteile der Atmospären der fernen Körper sind erstaunlich leicht nachzuweisen, wobei die Amateurspektren den publizierten der Profis praktisch entsprechen, zuzüglich interessanter Trends mit den Jahreszeiten.
Auch Photometrie über längere Zeiträume ist sinnvoll – und von einer Handvoll Amateuren, die jede klare Nacht nutzen können, viel leichter zu bewerkstelligen als mit typischen Profiteleskopen. Besonders nützlich ist dieser Tage die Überwachung des Titan zwecks Unterstützung der Cassini-Mission im Saturn-System: Schon mit 20-cm-Teleskopen können die Lichtkurve des Saturnmondes und sein Spektrum aufgezeichnet werden, was u.a. Hinweise auf Wolkenzahl und Dunstdichte liefert. Und es so erlaubt, die Wetterlage auf dem Saturnmond während der kurzen Cassini-Vorbeiflüge systematisch einzuschätzen: Dies ist, so Lorenz jetzt gegenüber interstellarum, die jüngste Errungenschaft. Wie die Lichtkurve (mit einem C-14 durch Differenzbildung von Messungen durch zwei spezielle Filter gewonnen) und die Wolken tatsächlich zusammenhängen, sollte gleichwohl mit ein wenig mehr Aufwand – 10-m-Keck plus Adaptive Optik – geeicht werden. Aber wer weiss: Vielleicht gelingt demnächst auch einem Amateur sogar die Abbildung von Oberflächen- bzw. Wolkendetails – das ist nämlich Lorenz‘ grösster Wunsch an die Beobachter.
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