Von allen Oberflächen fremder Welten erweckt wohl Titan die größten Assoziationen mit der Erde. Kein anderer Himmelskörper im Sonnensystem weist deutlichere Parallelen zu unserem Heimatplaneten auf – trotz der riesigen Unterschiede bei der Temperatur und den Umweltbedingungen. Im Sonnensystem ist Titan unter den Planeten und Monden seiner Größenklasse der einzige Himmelskörper mit einer dichten und wolkenreichen Atmosphäre. Und obwohl seine Oberfläche aus völlig anderen Stoffen besteht und auf ihm eine durchschnittliche Temperatur von etwa –180°C herrscht, existieren dort Hügel, Bergketten, Dünen, Meere und sogar Seen aus flüssigem Methan. Verantwortlich für die Gestaltung der Oberflächentopografie des Mondes ist zu wesentlichen Teilen der dortige Methankreislauf, der in Funktion und Ausprägung gewisse Parallelen zum Wasserkreislauf der Erde aufweist.
Erhebliche und beständige Seen waren bislang auf diesem Mond nur von den Polarregionen bekannt, doch zur allgemeinen Überraschung kommen sie dauerhaft auch in den tropischen Breiten vor. Bisherige Klimamodelle schlossen ein substantielles Vorkommen solcher Oberflächengewässer in gemäßigten und tropischen Breiten aus, da es dort in einem Bereich um 20° nördlicher bzw. südlicher Breite zu »warm« werden sollte – über das Titanjahr gesehen, erreicht die äquatorialen Regionen der höchste Anteil des einfallenden Sonnenlichts. Die bisherigen Klimamodelle sehen als Folge dessen eine verhältnismäßig schnelle Verdampfung von Methan und dessen Transport durch atmosphärische Strömungen zu den kühleren Polen vor, wo die Wolken schließlich abregnen. Bestenfalls eine sumpfige Oberflächenbeschaffenheit vermutete man um den Mondäquator, seit die Landesonde Huygens durch die eigene Betriebswärme Methan aus dem sich direkt unterhalb der Sonde befindlichen Eisboden freisetzte. Als Ursprung der in der Shangri-La-Region unweit des Landeplatzes von Huygens neu entdeckten und bis zu 2400km2 großen Seen werden ausgeprägte unterirdische Methanansammlungen in der Eiskruste des Mondes, die als Quellen zu Tage treten und für ein beständiges Auffüllen der Seen sorgen genauso besprochen, wie ein unterirdischer Recyclingkreislauf bzw. Emigration der flüssigen polaren Methanmassen.
Lars-C. Depka
www.nature.com/nature/journal/v486/n7402/full/nature11165.html |
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