Die international renommierte Sternwarte Hamburg-Bergedorf feierte unlängst ihr 175jähriges Bestehen als staatliches Institut und veranstaltete daher zusammen mit weiteren Trägern vom 15. bis 17. Oktober 2008 das internationale ICOMOS (International Council on Monuments and Sites)-Symposium »Cultural Heritage: Astronomical Observatories (around 1900) — From Classical Astronomy to Modern Astrophysics«. Der Hauptgrund für die Tagung war das Ziel, generell über Sternwarten als besonderes kulturelles Erbe der Menschheit zu diskutieren und gleichzeitig die Bewerbung der Hamburger Sternwarte als offizielles UNESCO-Weltkulturerbe zu forcieren. Entgegen anders lautenden und auch inhaltlich falschen Berichten aus der Tagespresse gibt es hierzu jedoch keinen offiziellen Beschluss des Hamburger Senats, wohl aber die Zusage der Unterstützung des Vorhabens durch einzelne Senatsmitglieder. Diese wiesen in ihren Statements auf die Erhaltung der Sternwarte als Kulturdenkmal hin, die historisch-wissenschaftliche Bedeutung dieser universitären Einrichtung und den Gedanken, mit ihrer Hilfe die Geschichte der Naturwissenschaften und aktuelle Forschung gleichermaßen zu verbinden.
Leicht wird es auch mit der Hilfe der Politik, die vor Jahren noch die Sternwarte aus Kostengründen schließen wollte, nicht werden, das Ziel zu erreichen, das Observatorium auf die UNESCO-Tentativliste 2014 zu platzieren. In dem Jahr wird endgültig über die Vergabe des begehrten Status entschieden. Wie Prof. Dr. Michael Petzet, Präsident des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS allerdings betonte, werden »normale Bewerbungen aus Mitteleuropa praktisch keine Chance haben, anerkannt zu werden«. Die Hamburger Sternwarte entstand 1825 in den Wallanlagen, ist seit 1833 ein offizielles Staatsinstitut, wurde von 1906 bis 1912 auf dem Gojenberg in Bergedorf neu errichtet. 1996 wurde sie in die Liste Hamburger Denkmäler aufgenommen, 2008 von Kulturstaatsminister Bernd Neumann zum »Kulturdenkmal von nationalem Rang« erhoben. Das bietet eigentlich gute Voraussetzungen, um als bedeutende Kultur- und Naturstätte für das UNESCO-Weltkulturerbe vorgeschlagen zu werden. Doch das Verfahren an sich ist komplex und schwer durchschaubar: Bergedorf muss sich nicht nur gegen nationale Bewerber durchsetzen, sondern auch gegen europäische und außereuropäische, so dass in diesem Lichte betrachtet, die Chancen auf Anerkennung eher gering sind. Daher kam man auf eine andere Idee. Inzwischen hat das »World Heritage Committee« um die Übersendung einer Liste der nationalen Schwerpunkte mit Bezug auf die Initiative gebeten und die Tagung anerkennend beachtet. Der kommende World Heritage Day am 18. April 2009 unter der Überschrift »Science Heritage« soll von den Initiatoren für weitere Aktionen im Zusammenhang mit der generellen Anerkennung von Sternwarten im allgemeinen und der Sternwarte Hamburg-Bergedorf im besonderen genutzt werden.
Manfred Holl
ICOMOS-Programm 2008: www.math.uni-hamburg.de/spag/ign/events/icomos08.htm | |
Förderverein Hamburger Sternwarte: www.fhsev.de/ |
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