Stern brach zwei Jahre vor Supernovaexplosion schon einmal aus

Stern brach zwei Jahre vor Supernovaexplosion schon einmal aus

Darf man gleich von (schon wieder) einer neuen Klasse von Supernovae sprechen? In den Spektren der »pekuliaren Ib-Supernova« 2006jc in der Galaxie UGC 4904 – aber auch bei SN 2002ao und SN 1999cq – waren ungewöhnliche schmale Helium-Linien zu erkennen: Sie zeigen, dass die Ejekta der Sternexplosion in ein dichtes zirkumstellares Medium eindringen, mit dem sich der explodierte massereiche (Wolf-Rayet-)Stern kurz vor seinem Kernkollaps umgeben hat. Bei der SN 2006jc, die vergangenen Oktober mehrere Amateurastronomen entdeckten, hat man überdies zwei Jahre vor der eigentlichen Sternexplosion (mit einer Absoluthelligkeit von -18M) schon einmal ein helles Aufflammen des todgeweihten Sterns mit immerhin bis zu -14M beobachtet, das mit dem Absprengen der Gashülle einhergegangen sein könnte, in die nun die Trümmer der Supernova rasen (Foley et al., Ap.J.L. 657 [10.3.2007] L105-8).

Bei Wolf-Rayet-Sternen sind solche Helligkeitsausbrüche nicht bekannt, wohl aber bei Luminous Blue Variables: Vielleicht war der Stern damals noch ein LBV, der durch den Massenverlust zum WR-Stern wurde? Einen Kernkollaps nur zwei Jahre später hätte allerdings kein Modell erwartet, ebensowenig die hohe Leuchtkraft. Die Besonderheit der SN 2006jc belegen auch Röntgenbeobachtungen eines 100 Tage langen kontiniuerlichen Anstiegs der Strahlung: Normalerweise fällt sie rasch wieder ab, nicht aber bei einem derart dichten und nahen Umgebungsgas (mit insgesamt 0,01 Sonnenmassen, wie aus den Röntgenmessungen folgt), das die SN-Trümmer schon nach wenigen Wochen erreichten. Nicht auszuschliessen ist übrigens, dass gar nicht ein einzelner Stern sondern ein LBV-WR-Paar hinter dem außergewöhnlichen Doppelschlag stecke: In diesem Szenario liessen es der LBV 2004 und der WR-Stern 2006 krachen, d.h. der LBV müsste noch da sein.

Daniel Fischer

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