Am 1. August um 20:00 MESZ hat die Suche nach jener Handvoll interstellarer Staubteilchen begonnen, die die Raumsonde Stardust eingefangen haben sollte: Im Rahmen des Projekts http://stardustathome.ssl.berkeley.edu/ schauen sich tausende Freiwillige kurze Mikroskop-Filmchen von winzigen Volumenelementen der Aerogel-Staubfänger an, bei denen der Fokus in 42 Schritten über 0,1 mm vor und zurück fährt. Ein eingeschlagenes interplanetares Staubteilchen sollte eine charakteristische Spur hinterlassen haben, an deren Ende das Teilchen – das vielleicht in einer fernen Supernova entstand – stecken sollte: Die Suche soll sich wie ein Videospiel anfühlen und rasch süchtig machen. Die Strategie ist einleuchtend (das menschliche Gehirn sollte die Spuren zuverlässiger als jeder Computer erkennen können), doch das Erstellen der Filmclips hatte sich als unerwartet schwierig erwiesen: Die Oberflächen der Aerogelzellen waren ziemlich rauh, die Mikrografie entsprechend kompliziert. Aber nach einigen Monaten Verzögerung sind nun die ersten rund 40 000 Filmclips freigegeben worden, und ständig kommen neue hinzu: Anfang 2007 sollten sämtliche 132 Aerogelzellen in insgesamt 700 000 Filme verwandelt worden sein. (Es werden weniger als die ursprünglich geplanten 1,6 Millionen, weil eine CCD-Kamera mit grösserem Bildfeld benutzt wird.)
Der Beginn des Projekts, zu dem sich im Vorfeld fast 115 000 Freiwillige gemeldet hatten, war noch etwas chaotisch: Erst brach der Server unter der Last der Abfragen zusammen, dann tauchten seltsame Bilder anstelle der Filmchen auf (Serverproblem? Hacker? Sabotage?), und bald fanden auch die ersten User heraus, wie man bei Testläufen mit künstlichen Teilchenspuren betrügen und sich ein hohes Ranking für Treffsicherheit erschwindeln kann. Das hilft aber am Ende nichts: Mitmachen kann nämlich jeder, der den einfachen Test besteht – und erst wenn bei der realen Suche viele Teilnehmer dasselbe Teilchen melden, wird dort seitens der Stardust-Forscher tatsächlich nachgeforscht und das Partikel ggf. extrahiert. In diesem Fall hat der erste Stardust@home-User, der es gemeldet hatte, Glück und darf dem Teilchen einen Namen geben: Die Teilchentaufe ist in der kosmischen Staubforschung schon lange üblich, wenn individuelle Teilchen untersucht werden. Wahrscheinlich hat Stardust insgesamt keine 50 interstellaren Staubteilchen eingefangen, alle nur Mikrometer groß, aber diese sind dann um so wertvoller: Da viele Leute dieselben Filme anschauen werden, sind am Ende sicher alle gefunden. Und dann wird man wohl noch Jahrzehnte an ihnen arbeiten, mit Untersuchungsmethoden, die z.T. heute noch gar nicht erfunden sind.
Kommentar hinterlassen