Das kommende Wochenende bedeutet eine Pause für Mondbeobachter, denn es ist Neumond und unser Trabant naturgemäß nicht sichtbar. Trotzdem lohnt es, sich auch »theoretisch« mit dem Mond zu beschäftigen, denn in der kommenden Lunation werden wieder viele interessante Formationen zu beobachten sein. Spannend ist daher die Frage, wie diese Landschaften auf dem Mond entstanden sind.
Meere und Hochländer
Mit seinen Flecken besitzt der Mond ein charakteristisches Aussehen. Diese dunklen Areale sind bereits mit dem bloßen Auge erkennbar und bedecken etwa 31% der sichtbaren Mondseite. Zu Beginn der Mondforschung wurden sie als wasserführende lunare Ozeane angesehen. Tatsächlich handelt es sich jedoch bei den sogenannten Meeren (lat. Mare) um weitgehend flache, oft kreisförmige Becken und unregelmäßige Einsenkungen, bei denen durch Einschläge sehr großer Himmelskörper die Mondkruste durchschlagen und später mit Lava überflutet wurde. Die größte Struktur dieser Art ist das Mare Imbrium (Regenmeer). Mit dem Begriff Hochland (lat. Terra) werden die hellen Gebiete der Mondoberfläche bezeichnet. Sie wurden früher als Kontinente angesehen. Sie sind gebirgig strukturiert, von unzähligen Kratern übersät und von Tälern durchzogen und damit die am reichhaltigsten strukturierten Mondflächen.
Krater, Ringgebirge und Wallebenen
Die am häufigsten vorkommenden Mondformationen sind die Krater, welche in der Regel ebenfalls durch Meteoriteneinschläge entstanden sind. Auf der erdzugewandten Seite gibt es ca. 300.000 Krater mit einem Durchmesser von mehr als einem Kilometer. Dabei werden sie grob in folgende Klassen unterteilt: Krater im eigentlichen Sinne sind etwa 5-60km groß. Sie sind in der Regel von runder Gestalt und heben sich klar vom Untergrund ab. Der innere Wall ist glatt und ein Zentralberg ist nicht vorhanden. Kleinere Krater werden als Kleinkrater bezeichnet. Mit einem Durchmesser von 20-100km besitzen die Ringgebirge ebenfalls einen noch gut erhaltenen und klar abgegrenzten Wall. Die inneren Wallhänge sind typischerweise terrassenförmig abgestuft und ein Zentralberg überragt den Grund. Ein bekanntes Beispiel dafür ist Kopernikus. Als Wallebenen bezeichnet man noch größere Krater mit einem Durchmesser bis zu etwa 300km. Der Wall ist meistens schon zerfallen oder durch spätere Einsschläge überdeckt und der Grund mit Lava überflutet, wie z. B. bei Plato.
Berge und Täler
Die eigentlichen Gebirge (lat. Montes) des Mondes verlaufen in der Regel entlang der Ränder der Mondmeere.
Sie sind mächtige Kraterwälle, die bei der Entstehung der Mondmeere geformt und später mit Lava teilweise überflutet wurden. Dabei erreichen sie Höhen von bis zu mehreren tausend Metern. Im Teleskop sehen die Gebirge aufgrund des Schattenwurfs sehr schroff aus. Tatsächlich sind sie aber eher mit riesigen Hügeln vergleichbar. Besonders imposant ist der Gebirgszug der Apenninen. Die einzeln stehenden Berge (lat. Mons) sind dagegen praktisch nur in den Mondmeeren zu finden. Diese Berge sind ebenfalls Spitzen von Kraterwällen, die aus den lavabedeckten Ebenen herausragen. Prominentes Beispiel ist Mons Piton im Mare Imbrium (Regenmeer).
Täler (lat. Vallis) werden aufgrund ihrer unterschiedlichen Entstehungsgeschichte in drei Arten unterteilt: Kratertäler, Lavatäler und Einbruchstäler. Am häufigsten kommen auf dem Mond Kratertäler vor. Dies sind lineare Formationen von sich überlappenden Einschlägen. Entstanden sind diese vermutlich durch Sekundäreinschläge bei der Entstehung der großen Meere. Das längste Tal dieser Art ist das Vallis Snellius (Snelliustal). Lavatäler ähneln dagegen im Aussehen irdischer Flussläufe. Sie haben eine gewundene Form und sind eingebrochene ehemalige Lavaflüsse, wie z.B. das Vallis Schröteri (Schrötertal). Einbruchstäler entstanden durch Absacken oder Einbrechen der darunter liegenden Gesteinsschichten. Bekanntestes Beispiel ist das Vallis Alpes (Alpental).
Rillen und Furchen
Aufgrund ihrer verschiedenen Entstehung werden Rillen (lat. Rima) ebenfalls in verschiedenen Typen eingeteilt.
Lavarillen sind wie Lavatäler eingebrochene ehemalige Lavahöhlen. Risse in der Mondoberfläche hingegen sind durch Spannungen in abkühlender Lava entstanden. Etwas irreführend ist der Begriff Furche (lat. Rupes). Dieser wird mit einer ganzen Reihe von Bezeichnungen gleichgesetzt: Steilhang, Berghang oder Klippe. Im Wesentlichen gibt es zwei Typen von sogenannten Furchen: Geländestufen als Folge von Bodenabsenkungen in den Randzonen der Meere wie die Rupes Recta (Gerade Wand) und Reste von Ringgebirgen oder Kratersegmenten wie die Rupes Altai (Altaifurche). Lambert Spix
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