Keine drei Monate nach dem Meteorblitz auf Jupiter am 3. Juni, der damals parallel von Amateurastronomen in Australien und auf den Philippinen aufgezeichnet worden war, hat sich das Schauspiel wiederholt, und wieder in Fernost: Während die beiden Juni-Beobachter diesmal wegen Wolken ausfielen, waren am 20. August um 18:21:56 UTC nun japanische Amateurastronomen an drei verschiedenen Standorten erfolgreich. Ihre parallelen Videoaufzeichnungen, zum Teil mit recht kleinen Teleskopen entstanden und von geringer Auflösung, erlauben keinen Zweifel, dass sich auch dieser sekundenlange Blitz auf dem Jupiter selbst abgespielt hat – und außer dem Impakt eines anderen Himmelskörpers ist kein Mechanismus bekannt, der so etwas verursachen könnte. Wie schon nach dem Juni-Blitz gab es auch diesmal keinerlei erkennbare Spuren auf den Wolken an der Explosionsstelle, die am Nordrand des NEB auf 17° Breite und bei 140° Länge im Rotationssystem II lag: Der Impaktor hat es wieder nicht geschafft, in die tieferen Atmosphärenschichten vorzudringen und eine Fontäne dunklen Auswurfmaterials zu produzieren, wie es nach den Jupiter-Stürzen von 1994 und 2009 der Fall war. Nicht nur Serien besonders scharfer Amateurbilder – dank der nahen Opposition des Planeten – rund um den Impakt belegen dies, sondern auch Beobachtungen mit dem 10m-Keck-Teleskop auf Hawaii, die direkt vor und nach dem Impakt erfolgten. Den Blitz selber verpassten die Profis leider, da es zur der Zeit in Hawaii bereits hell war.
Die vermeintliche Häufung von Impaktblitzen in letzter Zeit dürfte nicht real sein, sondern auf die immer bessere Überwachung des Planeten durch Amateure mit Videotechnik zurück gehen: Schon versuchen Planetenforscher zu ergründen, wie viel Prozent der Zeit eigentlich Kameras auf den Jupiter gerichtet sind. Und die Programmierer von Stacking-Software sind aufgerufen, eine automatische Detektion solch kurzen Aufglühens nur weniger Pixel einzubauen. Immerhin steckt in derlei Beobachtungen die Raumdichte kleiner Körper in Jupiternähe, und die wiederum wird benötigt, um aus der Kraterdichte auf den Jupitermonden das Alter der Oberflächen zu berechnen. Die beiden Impaktblitze von 2010 waren übrigens nicht die ersten, die je auf dem Jupiter beobachtet wurden, und auch die Explosion des letzten Fragments von Shoemaker-Levy 9 nicht, das 1994 die Raumsonde Galileo verfolgen konnte. Bereits am 5. März 1979 hatte die Raumsonde Voyager 1 mit ihrer Röhren-TV-Kamera auf der Nachtseite des Planeten einen kleinen Feuerball gesehen, der als Einschlag eines 11kg-Körperchens von nur 14cm Durchmesser interpretiert wurde. Und am 26. Oktober 1983 war der Jupitermond Io während Beobachtungen von der Erde aus – wiederum mit einer aus heutiger Sicht antiken Fernsehkamera – einige Sekunden lang deutlich heller geworden. Auch das war auf den Impakt eines – in diesem Fall 5km großen – Körpers auf die Rückseite Jupiters zurückgeführt worden, dessen Blitz den Mond anstrahlte. Damals hätte ein gewaltiger dunkler Fleck auf den Wolken des Planeten entstehen müssen – nach dem man auf damaligen Fotos und Zeichnungen durchaus einmal suchen könnte.
Daniel Fischer
alpo-j.asahikawa-med.ac.jp/kk10/j100820r.htm |
www.gishbartimes.org/2010/0 |
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