Eigentlich war es nur eine Generalprobe für den Vorbeiflug am Pluto-System im acht Jahren gewesen, aber die Beobachtungen der NASA-Sonde New Horizons am Jupiter, die im Januar begannen und noch bis Juni laufen, sind zu einer ausgewachsenen Planetenmission geworden. »Mit fliegenden Fahnen« hat die Sonde alle Aufgaben gemeistert, wurde am 1. Mai auf einer Pressekonferenz gefeiert, auf der die beteiligten Wissenschaftler ihrem Enthusiasmus freien Lauf liessen und viele neue Bilder präsentierten. Der Jupiter hat die Bahn der Sonde kaum abgelenkt, sie aber erheblich beschleunigt – und zwar durch puren Zufall genau den Magnetschweif des Riesenplaneten entlang, in dem sich New Horizons immer noch befindet (aber noch nie eine Raumsonde zuvor). Erste Erkenntnis: Hier sind auch in großer; Jupiterferne eben so viele geladene Teilchen anzutreffen, schwere Ionen inklusive, wie in Planetennähe. Auch die Jupiterringe konnte New Horizons besser beobachten als jede andere Sonde: Zum ersten Mal wurden dabei Klumpen entdeckt, die offenbar erst im Januar entstanden waren, vermutlich als Kometen der Jupiterfamilie kleine Monde trafen. Eine Zufallsentdeckung: Eigentlich wollte man eben solche Minimonde finden.
In der Planetenatmosphäre konnten die Hochdruckwirbel Große;r und Kleiner Roter Fleck mit z.T. 15 km Auflösung abgebildet und die Rotationsgeschwindigkeit des Kleinen (Bild) zu 650 km/h bestimmt werden. Auch benachbarte Tiefdrucksysteme kamen ins Bild, z.T. mit großen Gewitterwolken. In zahlreichen IR-Wellenlängen konnte New Horizons die Atmosphäre regelrecht in Scheiben schneiden – oder die scharfen Nahaufnahmen der Telekamera LORRI wurden kurzerhand mit Farbinformationen gleichzeitig entstandener Hubble-Bilder eingefärbt. Die großen Jupitermonde (Bild oben: Europa) standen zwar alle auf der »falschen« Seite Jupiters, aber für geologische Karten von Europa und Ganymed reichte es. Und insbesondere die Aufnahmen Ios waren für manche Überraschung gut. So zeigte die große; Ausbruchsfontäne des Vulkans Tvashtar eine Fülle von Details, wie sie Galileo in 6 Jahren im Orbit niemals gesehen hatte. Praktischerweise steht der Vulkan in der Nähe des Nordpols, so dass die Fontäne auf jeder der zahlreichen Io-Aufnahmen (30% harren immer noch der Übertragung zur Erde) zu sehen ist. Man kann sogar erkennen, wie die ausgeworfenen Partikel auf der Nachtseite wieder herunter sinken.
Veränderungen auf der Io-Oberfläche zwischen Galileo-Bildern von 1999 und heute sind vereinzelt zu erkennen, insbesondere eine neue kreisförmige Struktur in der Nähe des Südpols: Hier hat ein bisher unbekannter Vulkan seine Ejekta hinterlassen. Besonders spektakuläre sind langbelichtete Aufnahmen der Nachtseite Ios, die nicht nur glühende Lava zeigen sondern auch Leuchtphänomene in der dünnen Io-Atmosphäre, die der intensive Teilchenbeschuss durch den Jupiter auslöst – eine ganz eigene Art von Aurorae. Und IR-Bilder der Nachtseite (unten) zeigen über ein Dutzend aktive Vulkane. Auch technisch war der Jupiter-Vorbeiflug ein Genuss: Es stellte sich zum Beispiel heraus, dass die Sonde viel stabiler im Raum gehalten werden kann als gedacht. Das wird man am finsteren Pluto für schärfere Aufnahmen nutzen können. Und so lange die Erinnerungen der erfolgreichen Jupiter-Planer noch frisch sind, lässt man sie schon einmal (Jahre früher als geplant) das Pluto-Encounter entwerfen, das kurioserweise weniger anspruchsvoll sein wird. Dann gibt es 2009 eine große; Generalprobe und dann erst werden Raumsonde wie Team eine ausgiebige Pause gegönnt. Bis es Anfang 2015 ernst wird.
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