Seit dem Punkt seiner größten Annäherung zur Sonne Mitte August 2015, der innerhalb der Marsbahn lag, entfernt sich der kurzperiodische Komet 67P / Tschurjumow–Gerasimenko mit einer Bahngeschwindigkeit von über 33 km/s wieder aus dem inneren Sonnensystem. Seine elliptische Umlaufbahn wird den einstigen langperiodischen Kometen bis jenseits der Jupiterbahn zurücktreiben, wo er Ende Oktober 2018 einen Sonnenabstand von 5,68 Astronomischen Einheiten (AE) oder knapp 850 Millionen Kilometern erreichen werden wird. Die dynamische Begegnung mit der Sonne geht an einem Schweifstern nur in den seltensten Fällen völlig spurlos vorüber. Und „Tschuri“, wie er seit Mitte 2014 besonders in den Medien wegen der besseren Griffigkeit immer häufiger genannt wird, bildet in diesem Zusammenhang keine Ausnahme.
Reflektierte der Komet bei der Ankunft der Rosetta-Sonde gerade einmal 6% des sichtbaren Lichtes, was ihn zu einem sehr dunklen Körper machte, wandelte sich sein äußeres Erscheinungsbild im Zuge seiner weiteren Sonnenannäherung in erstaunlichem Maße. Seine extrem finstere Gestalt in der frühen Beobachtungsphase durch Rosetta war im Wesentlichen der Oberflächenschicht aus dunklem, trockenem Staub, der aus einer Mischung aus mineralischen und organischen Stoffen bestand, geschuldet. Allerdings überzog diese dunkle Schicht den Kometen nicht gleichmäßig. Einige Oberflächenbereiche waren etwas heller, andere etwas dunkler, was als erste Anzeichen auf eine unterschiedliche Zusammensetzung zu interpretieren war. Mit weiterer Annäherung an die Sonne wurde das Eis unter der Oberfläche von 67P / Tschurjumow–Gerasimenko erwärmt, sublimierte zu Gas, entwich und trug Oberflächenstaub ins All, sodass sich die Koma und der Schweif ausbildeten. Hauptsächlich in der nördlichen Hemisphäre und im Äquatorialbereich wurden entsprechende Veränderungen bereits kurz nach der Ankunft der Sonde am Kometen im August 2014 sichtbar. Zurück blieb nach dieser „anti-Aging-Frischzellen-Behandlung“ eine reine, hellere Oberfläche.Insgesamt hat sich die Helligkeit des Kometen in einer Periode ab August bis Oktober 2014 um 34% verändert. In der Imhotep-Region stieg sie innerhalb dreier Beobachtungsmonate von 6,4% auf 9,7%. Diese Veränderungen deuten darauf hin, dass die Oberflächenschichten des Kometen verstärkt reich an Wassereis sind, was auch zu einer Veränderung der zu beobachtenden Spektralsignaturen führt.
In welcher Weise sich die Oberflächenwandlungen in der Zeitspanne von November 2014 bis Mai 2015 fortsetzten, wird Thema zukünftiger Veröffentlichungen sein.
Lars-C. Depka
Originalarbeit
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