Neue leuchtende Wolken neben Galaxien entdeckt

Ein taufrisches – und noch nicht von der NASA-PR-Abteilung »schön-gerechnetes« – Hubble-Bild im Hα-Licht der Galaxie SDSS220141.64+115124.3, die zu den 19 »Voorwerpjes« gehört: Diese zeichnen sich durch auffällige Gaswolken in einigem Abstand aus. Diese Galaxie ist offenbar gestört worden, wie man an dem verbogenen Staubband erkennt: Bei drei Viertel der »Voorwerpjes« ist dies der Fall. [Bill Keel]

Es ist das Paradebeispiel der »Citizen Science«, bei der sich tausende Freiwillige über große wissenschaftliche Datenmengen her machen und dabei auch etwas völlig Unerwartetes finden können: Hanny’s Voorwerp (niederländisch für: Objekt), eine grün schimmernde Wolke, auf die eine Lehrerin im Rahmen des Galaxy Zoo-Projekts gestoßen war. Das war tatsächlich ein bis dahin unbekanntes astronomisches Phänomen gewesen, eine Gaswolke neben einer Galaxie, die offenbar von deren aktivem Kern ionisiert und zum Leuchten angeregt wurde: Zuletzt haben Detailbeobachtungen mit dem Hubble Space Telescope diese Hypothese gestützt. Während gleichzeitig Röntgenbeobachtungen zeigen, dass der verantwortliche Galaxienkern derzeit nicht mehr strahlt und ziemlich abrupt erloschen sein muss – eine fundamentale Erkenntnis der Astrophysik. Würde man mehr solcher Fälle kennen, könnten die »Ein- und Auschaltvorgänge« statistisch untersucht werden: Also wurden die Teilnehmer des Galaxy Zoo konkret auf die Suche nach farblich auffälligen Blasen neben Galaxien geschickt.

Und sie würden fündig: 19 weitere »Voorwerpjes« können nun präsentiert werden, technischer als »giant AGN-ionized clouds« oder »extended emission-line regions« (EELR) bezeichnet. Mindestens 33000Lj und bis zu 120000Lj Abstand in Projektion haben sie von ihren Galaxien, von denen 14 (74%) offensichtliche Opfer von Wechselwirkungen oder Verschmelzungen sind: Dies ist offenbar ein wesentlicher Prozess, um das Gas überhaupt erst aus den Galaxien zu schleudern. Und in etwa 7 Fällen (37%) der EELR liegt derzeit kein aktiver Galaxienkern vor, der wie bei Hannys Prototyp zwischenzeitlich ausgegangen sein muss. Selbst ein von Staubmassen verhüllter Kern, aus dem nur Richtung EELR Licht dringen würde, verriete noch nur langwellige Infrarotstrahlung, die hier aber fehlt. Aus dem Prozentsatz lässt sich schon jetzt berechnen, dass einzelne helle Phasen aktiver Kerne – während die dort vermuteten massereichen Schwarzen Löcher Materie verschlingen – immer nur 20000 bis 200000 Jahre dauern.

Daniel Fischer

Originalarbeit:
arxiv.org/abs/1110.6921
Hintergrund:
blogs.zooniverse.org/galaxyzoo/2011/11/01/voorwerpjes-results-now-ready-for-prime-time
Das 1. »Voorwerp«:
www.oculum.de/newsletter/astro/100/20/8/128.so4or.asp#8

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