Unsere Milchstraße ist gar keine ebene Scheibe, wie man zunächst einmal erwarten sollte, sondern in ihrer Gesamtheit ziemlich verbogen: Lange wurde nach dem Verursacher dieses »Warps« gesucht, den man auch bei vielen anderen Galaxien beobachtet, der Andromeda-Galaxie z.B. Bei »uns« kann man die Biegungen am besten anhand des neutralen Wasserstoffs nachvollziehen, und eine neue Durchmusterung der 21-cm-Strahlung, die in Bonn koordiniert wurde, hat das Feld befruchtet. Frühe Verdächtige, die man ihrer geringen Massen wegen als Warp-Macher bald wieder verworfen hatte, haben sich bei einer neuen Simulationsrechnung nun doch als die Täter entpuppt: Die beiden Nachbargalaxien der Milchstraße, die Große; und die Kleine Magellansche Wolke, sind allem Anschein nach die Verursacher des Warp – aber das konnten sie nicht allein.
Der Halo aus Dunkler Materie, der die ganze Milchstraße einhüllt und 20-mal mehr Masse als die sichtbare Materie enthält, spielt nämlich eine entscheidende Rolle als Verstärker: Immer wenn die Magellanschen Wolken auf ihren 1,5-Mrd.-Jahres-Orbits um die Milchstraße in diesen Halo eindringen, hinterlassen sie in der Dunklen Materie lange »Schleifspuren«, die schliesslich den Warp der ganzen Scheibe auslösen. Kurioserweise treten dabei genau drei und nur drei scharfe Schwingungsmoden auf, die alle Aspekte des Warps beschreiben (als Noten gespielt lägen sie rund 3 Mio. Oktaven unter den hörbaren Tönen). Nicht nur dürfte das Rätsel des galaktischen Warps nunmehr gelöst sein: Man kann umgekehrt Warp-Beobachtungen an anderen Galaxien benutzen, um – wenn die Störer bekannt sind – deren Dunkle Materie zu erforschen. Und die Tatsache, dass die Simulation den Warp der Milchstraße so perfekt beschreibt, wenn man massig Dunkle Materie hineinsteckt, ist auch ein weiterer unabhängiger Beleg für die Existenz dieses immer noch mysteriösen Stoffes, auf den mancher Astronom lieber verzichtet hätte …
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