20 Jahre ist es nun her, dass erstmals Planeten um andere sonnenähnliche Sterne – sog. extrasolare Planeten oder kurz Exoplaneten – entdeckt wurden. Nach dieser revolutionären Entdeckung von damals, kennen wir heute mittlerweile 2.000 Planeten außerhalb unseres Sonnensystems. Dabei wird sich oft gefragt: Wie genau werden Exoplaneten eigentlich entdeckt? Immerhin werden sie um viele Größenklassen von ihren Heimatsonnen überstrahlt, so dass man sie nur in ganz wenigen Ausnahmen mit großem technischen Aufwand direkt beobachten kann. Welche Möglichkeiten gibt es sonst noch, mit welchen Techniken gehen Astronomen heute auf die Suche nach ihnen? Dazu hat sich die ESO, die führende europäische Organisation für astronomische Forschung, eine Kampagne ausgedacht, die am 15. Januar startete und bis Anfang April laufen soll. In Anlehnung an das bekannte Foto »Pale Blue Dot«, das die Erde aus 6 Milliarden Kilometern Entfernung zeigt, wurde das ESO-Projekt »Pale Red Dot« genannt.
Ziel dieser besonderen Kampagne ist es, auf die Suche nach einem Exoplaneten zu gehen und die Öffentlichkeit live daran teil haben zu lassen. Über die sozialen Medien (über Facebook, Twitter und den Hashtag #PaleRedDot) sowie mit Beiträgen auf der Homepage des Projekts, kann jeder bei einer echten Planetenjagd dabei sein. Projektkoordinator Guillem Anglada-Escude erklärt: »Wir wollen das Spannende an der Suche mit den Leuten teilen und ihnen zeigen, wie Wisenschaft hinter den Kulissen funktioniert, den Prozess von Versuch und Irrtum und die Anstrengungen, die notwendig sind, um zu Entdeckungen zu kommen, von denen die Leute normalerweise in den Nachrichten hören.«
Das Ziel dieser einzigartigen Beobachtungskampagne lautet Proxima Centauri, der mit 4,25 Lichtjahren Entfernung der nächste Stern überhaupt ist. Dabei handelt es sich um einen kleinen roten Zwergstern, der über die nächsten Wochen und Monate beobachtet werden soll; abschließend werden die Ergebnisse Ende des Jahres in einem Fachartikel veröffentlicht. Die Suche wird hauptsächlich mit dem 3,6-Meter-Teleskop des La Silla Observatory in Chile mit dem leistungsfähigen HARPS-Spektrografen durchgeführt, wobei es mit weiteren Instrumenten zweier Teleskopnetzwerke (BOOTES und LCOGT) unterstützt wird. Im Vordergrund dieses Projekts steht nicht so sehr die Entdeckung eines Exoplaneten, sondern das Motto: Der Weg ist das Ziel. Denn immerhin besteht die Möglichkeit, dass auch nichts gefunden wird, was auch den Astronomen bewusst ist. Schließlich wird so Forschung gemacht und das soll das Vorhaben »Pale Red Dot« verdeutlichen. »Wir gehen das Risiko ein, die Öffentlichkeit zu beteiligen, noch bevor wir überhaupt wissen, was uns die Beobachtungen sagen werden – wir können die Daten nicht in Echtzeit analysieren und bewerten«, so der Projektkoordinator weiter. Wie das Resultat von Proxima Centauri aussieht, werden wir somit erst Ende 2016 erfahren. Spannend ist es auf jeden Fall, auf diese Weise einmal Astronomen bei einer echten Beobachtungskampagne über die Schulter schauen zu können – egal was dabei rauskommt. Die Beobachtungen mit dem 3,6-Meter-Teleskop haben am 17. Januar begonnen.
Nico Schmidt
LINKS:
Homepage von »Pale Red Dot«: www.palereddot.org
ESO-Pressemitteilung: http://www.eso.org/public/germany/announcements/ann16002/
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