Grundlegende astronomische Kenntnisse und Kompetenzen sollten längst zur Allgemeinbildung und somit in die Schulen gehören. Aber welcher Lehrer kann die spannende Geschichte von den Anfängen der Astronomie über Galileis Fernrohr und das Verstehen der Sterne bis zur modernen Kosmologie erzählen? Wer erklärt den Schülern, wie die Astrologie entstand und warum sie heute ausgedient haben sollte? Wer weiß von kosmischen Katastrophen der Erdgeschichte und deren Einfluss auf die Evolution des Lebens und kennt den Weg von der Astro- zur Satellitennavigation? Was war vor der Erde da und woher kommen die chemischen Elemente? Worin und warum unterscheiden sich Mars und Jupiter voneinander? Beeinflusst der Mond unser Leben? Wozu brauchen wir die Raumfahrt? Welcher Lehrer führt die Schülern unter den Sternhimmel und zeigt ihnen im Fernrohr Mondkrater und die Ringe des Saturns? – Viele haben verstanden: Das kann man in der Regel von keinem anderen Lehrer erwarten als von einem Astronomielehrer.
Deshalb schlossen sich 2009 die Internationale Astronomische Union, die Internationale Astronautische Föderation, die Europäische Astronomische Gesellschaft, der Deutsche Kulturrat, der Rat Deutscher Planetarien, die neun deutschen Raumfahrer und 270 weitere exponierte Unterzeichner zusammen, um in einem »Offenen Brief an Bund und Länder« die deutschlandweite Einführung des Unterrichtsfaches Astronomie und die Ausbildung von Astronomielehrern zu empfehlen. Bedenkt man, dass dabei interdisziplinäres Lernen geübt wird und davon auch andere Fächer profitieren, erscheint die Forderung nach zwei Wochenstunden nur in Klasse 10 sogar moderat. Die Unterzeichner kamen auch nicht mit leeren Händen und zeigten, dass das Fach kein Experiment mit unbestimmtem Ausgang, sondern in drei deutschen Bundesländern seit Jahrzehnten eine erfolgreiche Realität ist. Seit 2006 schrieben mehr als zehn weitere Autorenteams in ähnlicher Weise an die Landtage und Kultusverwaltungen. Es mag der überaus kompetenten und bedeutenden Unterzeichnergemeinde geschuldet sein, dass gerade dieser Brief vielerorts ausgiebig diskutiert wurde. Soeben ist eine interessante Auswertung mit vielen Zitaten aus Politik und Fachwelt erschienen.
Lutz Clausnitzer
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