Der Plan, alle Vorraussagen über den nächsten Sonnenzyklus unter einen Hut zu bringen, ist halb geglückt, wie das Solar Cycle 24 Prediction Panel auf einer Pressekonferenz der US-Wetterbehörde NOAA am 25. April berichten konnte: Es besteht Einvernehmen über den Zeitpunkt des nächsten Minimums und darüber, dass der 24. Sonnenzyklus nicht ungewöhnlich hoch ausfallen wird. Doch eine konkrete Prognose von Zeitpunkt und Höhe des Maximums ist noch nicht gelungen: Stattdessen legte das Panel gleich zwei »Konsense« vor, zwischen denen – so die Hoffnung – in den kommenden 6 bis 12 Monaten eine klare Entscheidung fallen kann. Das nächste Minimum der Sonnenaktivität wird im März 2008 (±6 Monate) eintreten, da stimmen alle überein: Der 23. Zyklus wird damit fast 12 Jahre dauern und damit zwar lang – aber nicht außergewöhnlich lang – ausfallen. Viele bewährte Indikatoren für das Minimum sind bisher nicht aufgetaucht, so dass es dieses Jahr wahrscheinlich noch nicht eintreten wird.
Der Winkel zwischen den beiden STEREO-Sonden ist von der Sonne ausgesehen auf 4° gewachsen, und Bildpaare zeigen die innere Korona nun dreidimensional: Auf einer Pressekonferenz am 23. April wurden die ersten Ergebnisse vorgestellt. Sie sind nicht nur schön anzusehen sondern werden auch genauere Tests von Modellrechnungen als die bisher immer nur von der Linie Erde-Sonne aus möglichen Beobachtungen erlauben. Besonders reizvoll wäre auch ein koronaler Massenauswurf (CME), der über einen der Satelliten hinwegläuft und von seinen Instrumenten direkt vermessen werden kann, während der andere Satellit von der Seite zuschaut. Dass nun das Sonnenminumum naht, ist dabei kein Nachteil: Es sind immer noch genug CMEs unterwegs – aber nicht mehrere gleichzeitig wie zu Maximumszeiten. • Schallwellen in der Sonnenkorona, die durch Mikroflares angeregt werden, sind in SOHO-Daten nachgewiesen worden – aber klingen würde es sicher nicht wie Musik … |
Am ungewöhnlich langen Abklingen des 23. Zyklus liegt es auch, dass derzeit zwei Prognosen für den Zyklus 24 gleich stark im Raum stehen, in die jeweils zahreiche Einzelmodelle eingegangen sind. Das vergangene Maximum erreichte einen geglätteten Flecken-Maximalwert von 120, die beiden Maxima davor lagen bei 150 bis 170, die absolute Rekordhöhe wurde in den 1950-er Jahren mit 200 erreicht, und der Mittelwert aller Maxima beträgt 150. Modellgruppe 1 sagt nun ein Maximum von 140±20 für den Oktober 2011 voraus, d.h. ein inetwa mittelmässiges Maximum, Modellgruppe 2 kommt dagegen auf nur 90±10 im August 2012. Extremprognosen wie 185 oder 42 sind verschwunden: Insbesondere haben sich die Vertreter eines sehr hohen 24. Zyklus in der Diskussion eines Besseren belehren lassen, hiess es auf der PK auf eine Frage von interstellarum hin, weil die Indizien für ein höchstens durchschnittliches Maximum, inbesondere die unverhofft lange Dauer des 23. Zyklus, einfach zu stark gewesen seien.
Das Jahr 2007 hindurch wird nun nach einer ganzen Reihe von Vorboten des neuen Zyklus Ausschau gehalten, die eine Entscheidung zwischen den beiden Modellgruppen spätestens bei der Vorlage des nächsten Berichts in einem Jahr ermöglichen sollten. Der Hauptgrund für die Diskrepanz sind unterschiedliche Annahmen über die Dauer des »Gedächtnisses« der Sonne: Wer von einer Speicherung magnetischer Spuren im Sonnenfeld von 20 bis 30 Jahren ausgeht, sagt generell einen höheren 24. Zyklus voraus, bleibt die Information dagegen nur einen 11-Jahre-Zyklus lang erhalten, folgt eine geringere Prognose. Konkrete Berechnungen des Sonnendynamos treten zunehmend an die Stelle rein mathematischer Zeitreihenanalysen der solaren Vergangenheit, und künftige Helioseismologiemissionen wie der 2008 startende Solar Dynamics Orbiter der NASA versprechen hier große; Fortschritte. Die Erwartung eines so oder so höchstens durchschnittlich starken Maximums mögen Sonnen- und Polarlichtbeobachter bedauern – aber die Nutzer der Weltraumwettervorhersage sehen es mit Freude: Allein der Wert der von Sonnenausbrüchen gefährdeten Satelliten im Orbit beläuft sich auf über 200 Mrd.$, von empfindlichen Systemen auf der Erde ganz zu schweigen.
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