Es hat lange gedauert, bis es der Komet C/2012 F6 (Lemmon), der schon Monate lang Astrofotografen am Südhimmel mit seinem Plasmaschweif begeisterte, so weit nach Norden geschafft hat, dass er auch in Mitteleuropa sichtbar geworden ist – wo seine Ankunft leider mit arg geschrumpften Nachtlängen oder gar weißen Nächten zusammenfällt. Knapp an der östlichen Seite des Pegasusvierecks vorbei durch die Andromeda ziehend, hat sich Lemmon in der zweiten Maiwoche den ersten erfahrenen Beobachtern gezeigt. Den ganzen Monat lang ist der anfangs etwa 6m und Ende Mai vielleicht noch 8m helle Lemmon ein Objekt der zweiten Nachthälfte: Beim Übergang der Astronomischen in die Nautische Dämmerung stand er am 10. Mai erst etwa 9° hoch, am 20. Mai werden es aber schon 17° und am 30. Mai 26° geworden sein, während sich der Aufgang aus den Morgenstunden auf fast Mitternacht verfrüht.
In Österreich und der Schweiz kann Lemmon um dem 20. Mai herum immerhin kurz ohne jede Dämmerung in rund 10° Höhe gesehen werden, bevor der Mond auch dieses kurze Sichtfenster wieder mit Licht erfüllt: Je weiter südlich man sich aufhält, desto besser werden die Bedingungen: In Marseille z.B. gibt es noch bis zum 22. Mai jeden Morgen ein kurzes dämmerungs- wie mondfreies Fenster, mit dem Kometen zunächst am Ende immerhin schon 18° hoch. Was Wunder, dass viele Kometenbeobachter in den letzten Wochen lieber noch zu ferngesteuerten Teleskopen in New Mexico oder gar Namibia als dem eigenen Zuhause griffen, um Lemmon zu verfolgen: Belohnt wurden sie durch einen weiterhin sehr variablen Plasmaschweif, der geradezu lehrbuchhaft mit dem Sonnenwind wechselwirkt, mehrere dramatische Schweifabrisse inklusive. Aber in den vergangenen Tagen sind erstmals auch strukturreiche Aufnahmen in Europa geglückt, selbst mit Teleobjektiven: Jetzt ist der rechte Zeitpunkt für eigene Experimente.
Daniel Fischer
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