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Kleinplanet kommt der Erde auf 15 Monddistanzen nahe

Die phasengerecht gefaltete Lichtkurve des Klein­planeten 1998 QE2 nach Messungen vom 2. bis 10. Mai – die Helligkeit schwankt mithin um 0,m2 mit einer Periode von 5,3 Stunden. Die Radarmessungen zeigen jedoch, dass der Asteroidenkörper in weniger als 4 Stunden rotiert: ein interessanter Widerspruch. [Minor Planet Mailing List]

Heute (Freitag, 31.5.) Abend nähert sich der Kleinplanet 1998 QE2 der Erde bis auf 5,8 Mio. km, um bald darauf 11. Größe am Himmel zu erreichen, während sich die Sichtbedingungen zukünftig weiter verbessern. Die Grenze von 12m hat QE2 bereits in der Nacht vom 28./29. Mai überschritten, aber erst am 31.5. erreicht er erstmals 20° Höhe am – dunklen und mondlosen – Himmel, nun schon 11,m4 hell. Die größte Helligkeit von 11,m1 tritt erst am 2. Juni ein, wenn der Kleinplanet gegen Mitternacht bis zu 30° hoch im Sternbild Waage steht: Diese leichte Verzögerung der Maximalhelligkeit gegen die Erdnähe am 31. Mai ist durch die danach noch etwas »voller« werdende Phase des ohnehin nahezu in Opposition zur Sonne stehenden Kleinplaneten zu erklären. Auch an den folgenden Tagen geht die Helligkeit nur langsam zurück. Erst am 6. Juni fällt sie wieder unter 12m, während 1998 QE2 bereits in 45° Höhe kulminiert.

Im Gegensatz zu wirklich nahen und »hektischen« Besuchen eines erdnahen Kleinkörpers, bei dem sich die Sichtgeometrie und Helligkeit stündlich oder noch schneller verändern, ist diese kosmische Begegnung eine recht gemütliche Angelegenheit. Die Stellung des Kleinplaneten am Himmel – die Sonnenelongation steigt von heute 155° auf 161° am 4. Juli und geht nur langsam wieder zurück – sowie der stetige Nordkurs der Bahn am Himmel könnten kaum besser sein. Nicht nur unter Amateurastronomen, die 1998 QE2 bereits seit Wochen mit südlichen Teleskopen begleiten, ist das Interesse an diesem besonderen Gast groß. Insbesondere ist eine ungewöhnlich große Radarkampagne des Jet Propulsion Laboratory während der Erdnähe und in der Woche danach geplant, bei der die 70m-Schüssel im kalifornischen Goldstone ebenso wie später das 300m-Radioteleskop auf Puerto Rico zum Einsatz kommen werden. Erhofft werden faszinierende Bilder mit kleiner als vier Metern Auflösung, d.h. rund 700 Pixeln quer über den gesamten Himmelskörper.

Schon den ersten noch undeutlichen Bildern vom 30. Mai wurde problemlos ein rund 600 Meter großer Mond des Asteroiden gefunden, d.h. mit einem Viertel von dessen Durchmesser.

Daniel Fischer

JPL-Veröffentlichung:
www.jpl.nasa.gov/news/news.php?release=2013-163
Frühe Amateurbeobachtungen:
remanzacco.blogspot.de/2013/05/close-approach-of-asteroid-285263-1998.html
Erste Radarbeobachtungen:
www.jpl.nasa.gov/news/news.php?release=2013-182
Daniel Fischer

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Daniel Fischer

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