Dank der Datenfluten der Sloan Digital Sky Survey sind in den letzten Jahren acht extrem winzige Galaxien in der Nähe der Milchstraße aufgespürt worden, deren Leuchtkräfte weit unter dem liegen, was man eigentlich für eine Galaxie verlangen sollte. In Anlehnung an diejenigen Bewohner von Tolkiens Mittelerde, die noch weniger Masse als die dortigen Zwerge auf die Waage bringen, geistert bereits die Bezeichung Hobbit-Galaxien durch die Literatur – und der Raum rund um die Milchstraße könnte voll von diesen Objekten sein, schliesslich hat die SDSS nur 1/5 des Himmels abgesucht (Science vom 26.1.2007 S. 455). Der jüngste Fund Leo T könnte dabei ein ungebundener Zwerg in der Lokalen Gruppe sein, denn mit seinem Abstand von 420 Kiloparsec von der Milchstraße spürt er ihre Schwerkraft kaum noch.
Leo T hat nur 40 000 Sonnenleuchtkräfte und enthält alte wie auch junge Sterne, eine Überraschung für solch einen Winzling: Die meisten anderen Zwerggalaxien bilden schon lange keine Sterne mehr. In Leo T könnte die Sternbildung dagegen sogar noch weitergehen, womit sie die leuchtschwächste bekannte Galaxie mit diesem Prozess wäre: Der Minigalaxie ist auch eine Wolke neutralen Wasserstoffs assoziiert. Die vielleicht jüngste Galaxie überhaupt könnte indes Leo A alias DDO 69 sein: Praktisch alle Sterne dieses Zwergs – der erst jetzt die Lokale Gruppe zu betreten scheint – sind jünger als 7 Mrd. Jahre. Weder ist klar, wie es Leo A fertig brachte, die erste Hälfte der Geschichte des Universums zu verschlafen, noch warum dann plötzlich doch Sternbildung einsetzte.
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