Heizungsmechanismus der Sonnenchromosphäre verstanden?

Sonnenchromosphäre

Warum die Korona der Sonne Millionen Grad heiss ist, während es die Photosphäre darunter nur auf ein paar tausend Grad bringt, harrt immer noch der Klärung, aber zumindest der Mechanismus, der die zwischen beiden liegende Chromosphäre auf eine Temperatur deutlich über der der Photosphäre treibt, könnte nun verstanden sein. So war es jedenfalls auf einer – per Telefon zu verfolgenden – Pressekonferenz während einer Astrotagung auf Hawaii in der Nacht zum 30. Mai (MESZ) zu vernehmen: Danach sorgen Magnetfelder dafür, dass Schallwellen aus dem Sonneninneren bis in die Chromosphäre geleitet werden, wo sie dann ihre Energie an das Gas abgeben. Der Schlüssel sind die schon lange bekannten Spikulen der Chromosphäre, die sich neuen Sonnensatelliten wie Hinode (Bild) als überaus dynamisches Phänomen zeigen.

Lange gab es zwei grundlegende Hypothesen zur Chromosphärenheizung: die Rekombination magnetischer Feldlinien und Schallwellen. Die Lösung scheint nun eine Kombination beider Ansätze zu sein: Die Spikulen verhalten sich wie Geysire, die sich gegen die enorme Schwerkraft der Sonne (27 g) erheben, und die in ihnen eingeschlossenen Schallwellen enthalten eine Menge Energie. Erst die Struktur des Magnetfelds erlaubt aber deren Transport in die Chromosphäre, und nur die gemeinsamen Beobachtungen von Satelliten wie SOHO und TRACE und Sonnenteleskopen in der Antarktis und auf den Kanaren (Instrumenten, die erst seit wenigen Jahren zur Verfügung stehen) erfassen die komplexen Prozesse im Detail, die zugleich von aufwändigen Computersimulationen nachvollzogen werden. Und wer heizt die Korona? Das könnte ein ähnlicher aber auch ein ganz anderer Vorgang sein, hiess es auf der Pressekonferenz, aber da in der Chromosphäre mehr Energie als in der (viel ausgedünnteren) Korona steckt, sei es gut, zuerst die Chromosphäre zu verstehen.

Daniel Fischer

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