»Wasser auf dem Mars entdeckt« – so oft hat man diese Schlagzeile in den letzten Jahren lesen müssen, dass sie schon synonym für eine aufgebauschte Wissenschaftsstory gebraucht wird. Aber was der betagte Marsrover Opportunity diesen Herbst am Rand des großen Marskraters Endeavour entdeckt hat, ist tatsächlich ein qualitativ neuer Schritt beim Verständnis der feuchten Vergangenheit des Planeten. Denn da ragte aus dem Boden eine auffallende Ganglagerstätte, und nach umfangreicher Analyse mit mehreren Instrumenten steht praktisch fest: Hier war in einem Spalt im Boden reiner Gips entstanden, den spätere Erosion freilegte. Und Gips – Calciumsulfat mit zwei Wassermolekülen – bildet sich nur in Anwesenheit von flüssigem Wasser, das relativ neutral (und damit potenziell lebensfreundlich) ist. Zwar hatten Marsorbiter bereits früher Dünen aus Gipsstaub geortet, aber es war immer unklar geblieben, woher er angeweht worden war. Andererseits waren die Marsrover bei ihren Marsrundfahrten seit 2004 auf diverse Sulfate gestoßen, die aber unter extrem sauren – und damit lebensfeindlichen – feuchten Bedingungen entstanden waren.
Aber nun haben die Marsgeologen zum ersten Mal eine reine chemische Ablagerung genau an der Stelle lokalisiert, wo einst das Wasser floss. Der Aufschluss ist nur 1cm – 2cm breit und 40cm – 50cm lang (und nicht mehr intakt; im Rahmen der Untersuchungen hat ihn der Rover regelrecht kaputtgefahren): Nichts dergleichen war Opportunity während seiner 33km-Fahrt in den vergangenen 90 Monaten begegnet, auch nicht im oberen Teil des Endeavour-Randes. Die Lagerstätte – »Homestake« getauft – entstand vermutlich, als aufsteigendes Grundwasser Calcium aus vulkanischem Gestein löste. Das verband sich dann mit Schwefel, der ebenfalls aus dem Vulkan stammte, und bildete das Calciumsulfat in einem unterirdischen Spalt. Auch wenn der größere geologische und hydrologische Kontext noch nicht zu erkennen ist: Fast acht Jahre nach der Landung hat Opportunity eine seiner größten Entdeckungen gemacht. Und ein Ende dieser außergewöhnlichen Reise ist weiter nicht in Sicht: In Kürze wird der Rover so an einem Hang geparkt, dass seine Solarzellen ideal zur Sonne ausgerichtet sind und er auch seinen fünften Marswinter überstehen kann.
Daniel Fischer
science.nasa.gov/science-news/science-at-nasa/2011/08dec_slamdunk |
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