Obwohl der Meteorstrom der Geminiden zum zuverlässig stärksten Schauer des Jahres führt (wie dieses Jahr in der Nacht 13./14. Dezember mondfrei zu bewundern), ist er wissenschaftlich vergleichsweise wenig erforscht, und auch Angaben über seine Stärke vor mehr als 30 bis 40 Jahren sind rar. Jetzt aber läd eine neue Untersuchung über die Entwicklung in den letzte Dekaden zur Beschäftigung mit der Literatur ein: Es geht nämlich derzeit aufwärts mit den Geminiden!

Bei diesen Sternschnuppen ist etwas anders als bei den anderen großen Schauern wie den Perseiden, die durchweg vom Staub von ansonsten normalen Kometen verursacht werden: Die füllen bei jeder Sonnennähe mit neuer Aktivität ihre Staubspur im Sonnensystem wieder auf. Die Teilchen nehmen dann – sie verlassen den Kometenkern mit einer gewissen Geschwindigkeit und werden im Gegensatz zu ihm vom Strahlungsdruck der Sonne geschoben – etwas andere Bahnen als der Komet und unterliegen entsprechend auch anderen Störungen durch die Schwerkraft der Planeten: Kommen sie dabei auf Kollisonskurs mit der Erde, gibt es einen Meteor. Diese Physik gilt auch für die Teilchen der Geminiden – aber ihre Quelle ist (mit praktisch 100%iger Sicherheit) der felsige Asteroid (3200) Phaeton. Und er hat alle Geminiden-Teilchen während eines kurzen Zeitraums in der Vergangenheit freigesetzt, vor geschätzten 2000 Jahren, als er auf seine heutige Bahn (Grafik oben) geriet und dabei starkem Stress ausgesetzt wurde. Unter diesen Annahmen hat vor allem die russische Astronomin G. O. Ryabova in einer Serie von Arbeiten die Staubwolke der Geminiden so modellieren können, dass die alljährlichen Beobachtungen des Schnuppenschauers gut damit beschrieben werden.

Der relativ kontinuierliche Anstieg der Fallrate der Geminiden in den vergangenen drei Jahrzehnten: in Rot der jeweils maximale Wert der Zenitstunden-Rate aus visuellen Beobachtungen (ZHR; Skala links), mit einer Zunahme um 20% allein seit 2000, in Blau neuere Video-Daten mit ebenfalls einem Trend nach oben. [Ryabova & Rendtel]
Das Modell sagt auch eine leichte Zunahme der Geminiden-Aktivität von Jahr zu Jahr voraus – und wie nun die Auswertung visueller Beobachtungen der vergangenen 30 und Video-Daten der letzten paar Jahre gezeigt hat (Grafik unten), geht es sogar noch stärker aufwärts als das in dieser Beziehung eher qualitative Modell erwarten lässt. Die dichteste Zone des 2000 Jahre alten Staubbands nähert sich derzeit immer mehr der Erdbahn. Aber was bedeutet es, dass Phaeton 2017 der Erde so nahe kommt wie seit seiner Entdeckung 1983 nicht? Und dass der Asteroid 2009 zeitweise zwei Größenklassen heller war als normal und offenbar nochmals etwas Staub abgesondert hat, ebenso im Perihel 2012 und 2016? Beides bedeutet leider vermutlich – für den Meteorbeobachter auf der Erde – so gut wie nichts, wie die Rechnungen zeigen: Die Geminiden-Staubspur ist inzwischen so weit von Phaeton selbst entfernt, dass dessen Erdnähe keine Rolle spielt. Und etwaiger Staub der kurzen Aktivitätsphasen der letzten Jahre könnte der Erde gerade eben so nahe kommen, dass sich einzelne Teilchen bemerkbar machen: etwas nach dem regulären Maximum durch den alten Staub und mit einem scharf lokalisierten und präzise berechenbaren Radiaten. Einem visuellen Beobachter wird das wohl nicht auffallen, aber aus den immer zahlreicher werdenden Videobeobachtungen könnten eventuelle frische Geminiden-Teilchen vielleicht heraus gefischt werden.

LINKS:
Arbeit von 2017: https://arxiv.org/abs/1712.01516
Arbeit von 2012: https://academic.oup.com/mnras/article/423/3/2254/2460202
Arbeit von 2007: https://academic.oup.com/mnras/article/375/4/1371/1010189

Daniel Fischer

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