Entdeckt worden war der Kandidat letztes Jahr auf den Luftbildern von Google Earth, und eine Expedition an den Ort brachte die Gewissheit: Im Süden Ägyptens nahe der Grenze zum Sudan gibt es einen Impaktkrater mit 45 Metern Durchmesser, der so gut erhalten ist wie kein anderes der 15 bekannten Exemplare mit weniger als 300m Größe. Lediglich das Innere des nach einem nahen Hügel Kamil genannten Kraters ist mit Sand gefüllt, aber sonst sind noch viele direkte Effekte des Einschlags wie herausgespritzte Ejekta zu erkennen – und in 450m Umkreis liegen unzählige Eisenmeteoriten.
Der Krater ist etwa 15m tief, und der Rand ragt 3m über die umgebende Landschaft. Offenbar hat der eingeschlagene Asteroid – Modellen zufolge 1,3m im Durchmesser, 5 bis 10 Tonnen schwer und 3,5km/s schnell – in einem Stück den Boden erreicht und ist erst während der Kraterbildung in tausende Stücke zerfetzt worden. 5178 Meteoriten von zusammen 1,7 Tonnen Masse sind bereits geborgen worden, das größte Fragment 87kg schwer – und manches Stück hat es auch schon unter dem Namen Gebel Kamil in den Handel geschafft, wo wegen der ungewöhnlichen Umstände immerhin 10 US-Dollar pro Gramm gezahlt werden. Der bei weitem größte Teil der nickelreichen Meteoriten des Ataxit-Typs wartet wohl noch auf seine Entdeckung. Der Einschlag dürfte erst einige tausend Jahre zurück liegen, vermutlich zwischen 5000 und 1000 Jahren. Und dass es der Asteroid ohne in der Atmosphäre zu zersplittern bis zum Boden geschafft hat, gibt Theoretikern zu denken: Zusammen mit anderen Entdeckungen der letzten Zeit kann man schließen, dass dies bei jedem dritten Asteroiden von weniger als 3000 Tonnen der Fall ist.
Daniel Fischer
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